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Der vielkritisierte Mann im Hintergrund: George W. Bush erwog 2004, ohne seinen Vizepräsidenten Dick Cheney zur Wahl anzutreten.

Foto: AP/Pablo Martinez Monsivais,

Washington/Wien - Noch liegt kein einziges Exemplar in den Buchläden, dennoch bieten George W. Bushs Memoiren in den USA schon jetzt einiges an Gesprächsstoff. In der Washington Post und der New York Times haben findige Verlags-PR-Leute einige Passagen gestreut, George W. Bush selbst gab dem TV-Sender NBC News ein Interview, das kommenden Montag, einen Tag vor Erscheinen von Decision Points, ausgestrahlt werden wird.

Seinem Gastgeber auf NBC, Matt Lauer, sagte er, dass nicht etwa der Irakkrieg der Tiefpunkt seiner Präsidentschaft gewesen sei. Vielmehr habe es ihn sehr hart getroffen, dass ihn der Rapper Kayne West nach dem Hurrikan Katrina einen "Rassisten" genannt habe. Der genaue Wortlaut des Musikers sei zwar gewesen, dass er (Bush) "keine Schwarzen mag", aber das sei gleichbedeutend, wie ihn einen Rassisten zu nennen. "Das war das all time low, der widerwärtigste Moment meiner Präsidentschaft", so Bush.

Der eigentliche Chef

Daneben wurde in den Zeitungen bekannt, dass der Republikaner während seiner Zeit im Weißen Haus erwogen hatte, auf die Dienste von Vizepräsident Richard Cheney zu verzichten. Die Überlegung dahinter: Schluss zu machen mit dem Mythos, dass Cheney der eigentliche Chef im Weißen Haus sei, und zu zeigen, "dass ich das Ruder in der Hand habe". Cheney selbst habe 2003 angeboten, nicht mehr für den Vizepräsidenten zu kandidieren. "Ich habe das in Betracht gezogen", schreibt Bush.

Er will sein Buch auf einer US-Tour vorstellen und vermarkten. Es sind seine ersten öffentlichen Auftritte seit dem Ausscheiden aus dem Weißen Haus 2009. Die Memoiren konzentrieren sich auf Schlüsselmomente in Bushs Leben und der Amtszeit als Präsident. Dazu zählen die Entscheidungen, den Alkohol aufzugeben, die US-Army im Irak einmarschieren zu lassen und eben sein Verhältnis zu Cheney.

Bush enthüllte außerdem seine Rolle in der Frage "harscher Methoden" bei Verhören von Terrorverdächtigen. Er habe mit "verdammt ja" geantwortet, als die CIA ihn um Genehmigung für "Waterboarding" ersucht habe. (DER STANDARD, Printausgabe, 5.11.2010)(red)