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Im Bild: Knochenmark mit Stammzellen

Foto: APA

Wien - Seit vielen Jahren werden Stammzelltherapien als mögliche Revolution in der Medizin und Stammzellen als unerschöpfliche Quellen für gesunde Gewebe und Organe gehandelt. Dennoch sieht die Realität im medizinischen Alltag bis heute anders aus, berichteten Experten bei einer Podiumsdiskussion mit dem Titel "Stamzelltherapie - Science oder Fiction" am Donnerstagabend in Wien.

Die einzig breite Anwendung einer Stammzelltherapie in Österreich sei derzeit die Behandlung bestimmter Blutkrebsarten, sagte Christine Mannhalter von der Medizinischen Universität Wien (MUW) und Mitglied der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt. Damit bestehe die längste Erfahrung, nicht zuletzt deshalb, weil die klassische Behandlung von Leukämie - Zerstörung des Knochenmarks und anschließende Knochenmarkstransplantation - auf Stammzellen beruht. Nur waren die Mechanismen lange nicht bekannt. Heute kann die Belastung für die Patienten durch gezieltere Vorgangsweisen erheblich vermindert werden.

Großes Potential

Aber auch in anderen Medizinbereichen sieht Mannhalter ein nachgewiesenermaßen großes Potenzial durch Stammzelltherapien. So könnten in Zukunft etwa Leber- und Bauchspeicheldrüsen-Erkrankungen aber auch Nervenschäden oder orthopädische Probleme mit Stammzellen behandelt werden.

Seit Jahren gibt es mehr oder weniger erfolgreiche Versuche, Herzpatienten mit Stammzellinjektionen direkt in den Herzmuskel zu helfen. "Das sind heute etablierte Therapien, die etwa in Frankfurt erfolgreich angewendet werden", berichtete Alfred Kocher, Chirurg an der MUW. Auch in Österreich gab es Ansätze für die Etablierung solcher Therapien und auch erste Studien.

Einwände durch Ethikkommissionen

Derzeit habe man allerdings Probleme bei der Genehmigung solcher Studien etwa durch Einwände seitens der an den Krankenhäusern eingerichteten Ethikkommission, bemängelte Kocher. Dementsprechend werden in Österreich auch keine Routineeingriffe mit Stammzellen etwa für Herzinfarktpatienten durchgeführt.

In Österreich und Europa erst in einigen Jahren zu erwarten sind Krebstherapien mittels sogenannter Dendritischer Zellen. In den USA seien erste Zulassungen solcher Behandlungen erfolgt, bei der Bekämpfung von Prostatakrebs im fortgeschrittenen Stadium konnten mit den Dendritischen Zellen - die Teil des natürlichen Immunsystems sind - klare Erfolge nachgewiesen werden, berichtete Thomas Felzmann von "Trimed GmbH". Der Tumorimmunologe ist überzeugt, dass Dendritische Zellen in Zukunft auch gegen andere Krebsarten eingesetzt werden. (APA)