Behinderte stehen nicht nur vor baulichen Hürden, die sie nur sehr schwer überwinden können - auch das WWW ist nicht immer so zugänglich, wie es eigentlich sein könnte. Dabei wäre es relativ einfach, durch eine "saubere Programmierung" von Websites fast allen Menschen einen selbstbestimmten Informationszugang zu ermöglichen. Mit dem barrierefreien Internet beschäftigte sich heute, Freitag, ein Kongress in Wien.

Insbesondere für Blinde oder Sehbehinderte haben sich durch Braille-Zeile und Sprachausgabe ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Tast- und Hörsinn ersetzen das nicht voll funktionsfähige Auge. Allerdings nur, wenn die besuchte Webseite einige Voraussetzungen erfüllt, weiß Klaus Höckner, IT-Beauftragter in der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs.

Bild, Grafik oder Video

Dazu gehören etwa eine klare Struktur, dass die Bedienbarkeit nur mit der Tastatur auch möglich ist und eine vernünftige Suchfunktion. Hürden wären eine Farbcodierung von Buttons, sowie alle Informationen, die nicht zusätzlich per Text, sondern ausschließlich als Bild, Grafik oder Video dargestellt werden, so der Experte.

Wer nun glaubt, derartige Einschränkungen würden "nur" die relativ kleine Gruppe der Behinderten ausschließen, irrt: Durch die steigende Lebenserwartung und die auf den Kopf gestellte Alterspyramide sind immer mehr Menschen von entsprechend schlechter werdenden Sinnen betroffen. Wieder andere, wie etwa Tremor-Patienten, können eine Maus nicht oder nicht mehr bedienen. "Das wird eine ganze Generation betreffen, die mit dem Internet aufgewachsen ist und auch im Alter nicht darauf verzichten wird wollen", betonte Höckner.

Nordische Staaten und Großbritannien sowie den USA

Am weitesten in Sachen barrierefreies Internet ist man in den nordischen Staaten und Großbritannien sowie den USA, wo jene, die ihre Homepage nicht entsprechend gestalten, kurzerhand aus dem Auftragsregister der Regierung gestrichen werden. Österreich wiederum liegt nach Einschätzung des Fachmanns in der Mitte, während Süd- und Osteuropa in diesem Bereich nicht gerade vorbildhaft aufgestellt sind.

Dabei wäre der Aufwand bei einer Neugestaltung gering und bewegt sich nach Höckners Einschätzung im einstelligen Prozentbereich. Muss man hingegen eine bestehende Homepage umgestalten, wäre dies viel schwieriger. "Aber in unserem schnelllebigen Business werden Websites alle paar Jahre neu relauncht." Und wer verzichtet heutzutage schon auf potenzielle Kunden? (APA)