Dick Boss, "12 Stories". Gezeichnet von Nicolas Mahler. € 9,90/ 224 Seiten. Luftschacht, Wien 2010

Foto: Luftschacht

Als die deutschen Besatzer dem holländischen Zeichner Alfred Mazure (1914-74) in den 1940er-Jahre anboten, den von ihm gezeichneten Kult-Privatdetektiv Dick Bos - entsprechend ideologisch adaptiert - in der Auflage von einer Million Exemplaren zu drucken und im "Reich" zu verbreiten, lehnte Mazure freundlich ab. Die Publikation der wegen des Papiermangels nur etwa zigarettenschachtelgroßen Büchlein mit oft nur einer Zeichnung pro Seite wurde anschließend verboten (alliierte Propaganda).

Doch die Figur Mazures, der sein Metier als Autodidakt erlernte, war nicht umzubringen - was mit der schillernden Erscheinung des Detektivs zu tun hat: er beherrscht Ju-Jitsu und Judo, ist Meisterschütze, spricht ein halbes Dutzend Sprachen und verfügt über ein Equipment, das Batman oder James Bond vor Neid erblassen ließe. Dazu ist er - naturgemäß - ein homme à femmes, allerdings gibt es öfters Probleme mit seiner Sekretärin und Kurzzeitpartnerin Sheila.

Bei Luftschacht ist nun eine ganz besondere Hommage an Mazure erschienen. "Dick Boss" heißt das schöne, für weniger als zehn Euro erhältliche Buch mit 16 Zeichnungen Nicolas Mahlers (bekannt durch Kratochvil, Pornografie und Selbstmord), der heuer mit dem renommierten Max & Moritz-Preis als bester deutschsprachiger Comic-Zeichner ausgezeichnet wurde.

Das Besondere daran: 12 Autoren (u.a. Tilman Rammstedt, Verena Roßbacher, Hanno Millesi, Andrea Grill, Michael Stavaric, Dietmar Dath, Clemens J. Setz) wurden eingeladen, die Zeichnungen beliebig anzuordnen und mit Text zu versehen. Herausgekommen sind 12 kurzweilige Variationen ein und derselben Geschichte, in der Fäuste und blaue Bohnen ebenso fliegen wie mit Zotigem, Abgründigem und Skurrilem nicht gespart wird. Er lebe hoch, Dick Boss. (Stefan Gmünder/ DER STANDARD, Printausgabe, 6./7.11.2010)