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Abgekühltes Klima.

Foto: APA/AP/Szandelszky

São Paulo - Der Senf der schnellen Männer von dazumal ist immer gefragt. "Ich hoffe, dass Mark Webber den Titel gewinnt", sagt der dreifache Weltmeister Jackie Stewart (71). "Vettel ist erst 23. Er wird eines Tages Weltmeister werden, und er wird es auch mehrmals werden. Im Moment wäre Webber für das weltweite Ansehen des Sports aber der bessere Champion." Niki Lauda (61), ebenfalls dreifacher Weltmeister: "Vettel hat keine Chance. Red Bull muss alles auf Webber ausrichten." Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz meint, dass es für eine Stallorder im Sinne der Glaubwürdigkeit zu spät sei. "Dann würde es sofort heißen: , Haha, das ganze Jahr haben sie groß geredet, jetzt machen sie es auch. Sie sind ja um nichts besser als alle anderen.' Im schlimmsten Fall werden wir nicht Weltmeister - dann können wir es noch immer nächstes Jahr werden."

Fernando Alonso (Ferrari / 231 Punkte) führt vor dem vorletzten GP vor Webber (220), Lewis Hamilton (McLaren/210) und Vettel (206). Der elf Jahre ältere Webber ist der Meinung, dass ihm Vettel helfen soll. Zu helfen, tat freilich Vettel kund, sei nicht sein Job. "Für den Fall, dass jemand Hilfe brauchen sollte, stehen genug Krankenwagen am Streckenrand bereit." Webber: "Technisch hat mir Red Bull alle Chancen gegeben, Weltmeister zu werden. Aber jeder weiß, dass Vettel der geliebte Sohn des Teams ist. Das ist doch verdammt offensichtlich."

Die Feindseligkeiten zwischen den beiden ziehen sich schon durch die gesamte Saison. In Istanbul rammten sie sich gegenseitig von der Strecke, in Silverstone lästerte Webber nach seinem Sieg per Boxenfunk: "Nicht schlecht für eine Nummer zwei." Nach Vettels Sieg in Suzuka schließlich behauptete der Australier, er hätte den Deutschen überholen können, wenn er nur gewollt hätte. "Ich sehe meine Chance noch. Ich werde niemanden vorbeiwinken", sagt Vettel und deutet sogar an, sich einer entsprechenden Anordnung zu verweigern: "Wenn es so weit ist, wird man mir vielleicht sagen, was zu tun ist. Ob ich es hören will, ist etwas anderes."

Webber, der im Gegensatz zu Vettel erst im Herbst seiner Karriere zu siegen begann: "Wir haben ein dominantes Auto. Ich hätte es geliebt, dieses Auto schon mit 24 gehabt zu haben. Ich hatte es nicht. Es ist nicht selbstverständlich, aber ich habe es mir verdient, jetzt davon zu profitieren. Ich habe hart gearbeitet, um in dieser Situation zu sein."

Abgesehen davon nimmt die Diskussion um verbotene Stallordern skurrile Formen an. Staatsanwalt Paulo Castilho sagte in der Tageszeitung Folha de S. Paulo, mit 1,5 Millionen gedruckten Exemplaren die reichweitenstärkste Südamerikas, dass er den Brasilianer Felipe Massa für ein halbes Jahr ins Gefängnis bringen werde, sollte er Alonso übermäßig Unterstützung gewähren. "Wenn es dazu kommt, wird er Interlagos in Handschellen verlassen", so Castilho, der sich auf ein Sondergesetz beruft, das die Interessen von Sportfans schützt und ihr Recht, einen fairen Wettkampf zu sehen, hervorhebt. (APA, sid, bez; ; DER STANDARD Printausgabe; 6./7. November 2010)