Wien - "Es dauert noch." Das ist die einzige Auskunft, die derzeit bei roten und grünen Verhandlungspartnern in Sachen Koalition in Wien zu bekommen ist. Es dauert noch bis mindestens Anfang kommender Woche.

Da wollen sich Bürgermeister Michael Häupl, Grünen-Chefin Maria Vassilakou und ihre jeweiligen Teams in großer Runde treffen, um letzte inhaltliche Unebenheiten zu begradigen. Dann könnte es wieder ein paar Tage dauern, hieß es Freitagmittag - schließlich gebe es "schon viel zu besprechen", wie ein roter Verhandler sagte. Ein Vier-Augen-Gespräch zwischen Häupl und Vassilakou, das nach Standard-Informationen bereits am Freitag stattgefunden hat (von den Beteiligten aber weder bestätigt noch dementiert wird), führte wohl nicht zur gewünschten Einigung über das Budget und die Ressortverteilung.

Brauner auf der Bremse

Dem Vernehmen nach hakt es noch in mindestens zwei Bereichen, die den Grünen wichtig sind: Bei der Aufbesserung der Mindestsicherung durch das Land Wien und bei der angestrebten Reform (und Verbilligung) der Öffi-Tarife. Beides, so ist zu hören, sei aus Sparsamkeitsgründen nicht zu machen. Renate Brauner, Wirtschafts- und Finanzstadträtin, winkt bei allen Zusatzwünschen für die Zukunft ab, will bei ihrem Ziel einer "maßvollen Neuverschuldung" bleiben. Als Reaktion auf die Wirtschaftskrise hat sich die Stadt Wien 2009 um rund 400 Millionen Euro mehr verschuldet als im Jahr davor. Der Schuldenstand erhöhte sich durch Aufnahme von Fremdmitteln von 1,46 auf 1,87 Milliarden Euro.

Brauner gilt auch für die nächsten Legislaturperiode als Fixstarterin - sowohl als Finanzstadträtin als auch als Vizebürgermeisterin. Von mindestens einem seiner bisherigen Regierungsgenossen muss sich Häupl aber verabschieden, denn mit den Stimmen hat die SP auch einen Stadtratsposten verloren. Wer weichen muss, das wird in erster Linie davon abhängen, welches Ressort die voraussichtliche Vizebürgermeisterin Vassilakou für die Grünen übernimmt. Interesse hat sie bisher an Umwelt, Bildung und Integration bekundet; im Zuge der Koalitionsverhandlungen könnten die Ressorts zudem neu aufgedröselt werden, etwa um aus der Umwelt die tiefrote MA48 (Abfallwirtschaft) herauszulösen. (hei, stui, DER STANDARD, Printausgabe, 6./7.11.2010)