Der Lebenslauf des 57-jährigen, in Indien geborenen Rakesh Sardana liest sich wie ein Märchen: Aus bescheidenen Verhältnissen stammend, trampte er mit 21 Jahren vier Wochen per Anhalter nach Europa und landete in Österreich, wo seine Schwester lebte. Eigentlich sollte es nur ein Zwischenstopp sein, er wollte weiter nach Kanada oder in die USA.

Doch es kam anders: Zur Finanzierung seines Traumziels tingelte er mit einem Bauchladen voll Seidenschals durch den Wiener Prater, mietete einen Stand auf dem Wiener Christkindlmarkt. Heute ist er mit 24 Geschäften der größte Shop-Betreiber am Wiener Flughafen. 20 Läden besitzt er in der Wiener Innenstadt. Zu seinem Markenreich zählen Shops mit klingenden Namen wie Ferragamo, Zegna, Etro, Furla und Swarovski.

Sardanas Saveria Handelsgesellschaft erzielte mit 330 Mitarbeitern (davon 250 in Österreich) zuletzt einen Umsatz von 35 Millionen Euro. Dem Geschäftsmann gehören etwa die Souvenirkette Mostly Mozart oder die Lokale Sacher Eck, Kurkonditorei Oberlaa und Trzesniewski am Flughafen Wien sowie Lucky Chinese und die Reiss Bar am Neuen Markt.

Erstes Geschäft war gegenüber der Toilette

Die Erfolgsstory am Flughafen begann 1983. "Ich hatte vom Souvenirgeschäft keine Ahnung", gibt der zweifache Vater zu. Damals mietete er ein kleines Geschäft am Wiener Flughafen. Das Lokal war in versteckter Lage gegenüber der Toilette. Aber er hatte Glück, denn die Jordanian Airlines, die die Route Wien - New York flog, hatten ihren Schalter vis-à-vis seinem Lokal. Und die Amerikaner waren ganz wild darauf, sich mit jeder Menge Mitbringsel einzudecken.

Von da an ging es stetig bergauf mit ihm. Er erkannte als Erster das Potenzial von Flughafen-Shops, flog zum Londoner Heathrow Airport und sah sich das dortige Konzept an. Ab dann verfolgte er ein Ziel: Topmarken wie Hermes oder Hugo Boss in Lizenz in den Wiener Flughafen zu bringen.

Sardana hat im Laufe der Jahre beste Kontakte zu Politikern aller Couleurs geknüpft. Oft wurde er ob seines Erfolges angefeindet, doch die Vorwürfe, ihm sei alles geschenkt worden, "entbehren jeder Grundlage", sagt er.

In Österreich zu bleiben sei die beste Entscheidung seines Lebens gewesen, sagt Sardana. Angefeindet oder diskriminiert worden sei er nie: "In Indien gibt es in Relation mehr Faschisten als in Österreich. Wenn man in Österreich die Leistung bringt, gibt es keine Diskriminierung." Dass er Neider habe, störe ihn nicht. "Denn die muss man sich verdienen", so die Erfahrung des Selfmade-Millionärs. (Claudia Ruff, DER STANDARD-Printausgabe, 6./7.11.2010)