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Foto: Reuters/Latif

Wien - Arbeitsverträge fehlten, soziale Sicherheiten ebenso. Mit im Schnitt 125 Euro gebe es im Monat weit weniger als es der gesetzliche Mindestlohn vorsieht, Überstunden blieben unbezahlt. Albert Sales arbeitete für die Organisation Setem an einer Studie über die Zustände marokkanischer Textilfabriken mit. Der Spanier sah massive arbeitsrechtliche Verletzungen und keinerlei Willen europäischer Abnehmer, das zu ändern.

Auch wenn ihre Kunden die öffentliche Hand sind, die im großen Stil einkauft. 17 Prozent des Bruttoinlandsprodukts macht die Beschaffung der Staaten, Städte und Gemeinden in Europa aus, zeigen Statistiken. Die Palette reicht von Arbeitsbekleidung und Computer bis zu Lebensmitteln und Steinen.

Österreich ist keine Ausnahme

Ausbeutung nehmen staatliche Institutionen dabei ebenso in Kauf wie Kinderarbeit, klagen Experten der Clean Clothes Kampagne, und Österreich sei keine Ausnahme.

Es geht um Steuergeld, faire Beschaffung belaste öffentliche Kassen aber unwesentlich mehr, sagt Christoph Löchle, der an einer Initiative mitarbeitet, die das gesamte Ruhrgebiet zu sozialem Einkauf bewegen will. 40 Gemeinden und Städte verpflichteten sich mittlerweile dazu, auf Produkte aus Kinderarbeit zu verzichten. Praktisch festgemacht sei das in Ausschreibungskriterien, NGOs kontrollierten zum Zug gekommene Firmen.

Graz als Vorbild

Die Niederländer versprechen, ihre gesamte öffentliche Beschaffung nachhaltiger zu gestalten. In Österreich gilt Graz als Vorzeigestadt für fairen Einkauf. Experten sprechen von engagierten Projekten, es sei ein kleiner Anfang. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6./7.11.2010)