Interlagos/Sao Paulo - Nico Hülkenberg könnte im Finish der Formel-1-WM eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Nico Hülkenberg? Der 23-jährige deutsche Formel-1-Rookie stellte seinen Williams am Samstag in Brasilien sensationell auf Pole Position. Erst dahinter folgten die favorisierten Red-Bull-Piloten Sebastian Vettel und Mark Webber. Der Österreicher Christian Klien nimmt sein zweites Saisonrennen für Hispania am Sonntag (17.00 Uhr MEZ/live ORF1, RTL und Sky) von Startplatz 22 aus in Angriff.

Hülkenberg, der im Qualifying bisher nie besser als Fünfter gewesen war, distanzierte die Konkurrenz bei auftrocknender Strecke in Interlagos um mehr als eine Sekunde, fuhr in überlegener Manier die erste Pole seiner jungen Karriere ein. "Ich kann es kaum glauben, dass ich das geschafft habe. Ich genieße diesen Moment", sagte der Youngster, der sein Williams-Cockpit für 2011 noch nicht sicher hat. "Aber ich bin aus einem Grund hier in der Formel 1."

Vettel rechnet sich gute Chancen aus

Unmittelbar hinter dem Deutschen spitzt sich der WM-Kampf zu. Hinter Vettel und Webber stehen deren schärfte Rivalen Lewis Hamilton im McLaren und WM-Leader Fernando Alonso im Ferrari. "Wir haben morgen sehr gute Chancen", meinte Vettel, zumal die Wetterprognose eine Regenwahrscheinlichkeit von weniger als fünf Prozent vorhersagt. Vor und während des Qualifyings hatte es immer wieder geregnet, erst im Finish wechselten die Topfahrer auf Trockenreifen.

Vettel muss bei 25 Punkten Rückstand unbedingt vor Alonso ins Ziel kommen, um seine WM-Chance am Leben zu erhalten. Während Hamilton vergeblich auf eine Regenabstimmung und Pole Position gesetzt hatte, gilt Alonso im Rennen aber als besonders gefährlich. Webber fehlen lediglich elf Punkte auf den Spanier, gegen eine Stallorder zugunsten des Australiers hat sich Red Bull zuletzt aber konsequent verwehrt. Beide Bullen unisono: "Wir werden sehen, was passiert."

Erst zum vierten Mal in 18 Rennen steht kein Red Bull auf dem ersten Startplatz. "Er hat uns heute alle ziemlich durchschnittlich ausschauen lassen", gestand Webber, der in den vergangenen Tagen mit kontroversen Aussagen über emotionale Nähe des Teams zu Vettel für Aufsehen gesorgt hatte. "Im Auto lasse ich das aber alles hinter mir." Endgültig aus dem WM-Rennen scheint Titelverteidiger Jenson Button, der als Elfter sogar das Quali-Finale verpasste.

Klien deutlich vor Senna

Klien landete als Vorletzter wie schon im September in Singapur deutlich vor seinem Teamkollegen Bruno Senna - mehr als sieben Zehntelsekunden. Dabei hatte sich der Vorarlberger zuvor erst an den für ihn im Nassen völlig unbekannten Hispania-Boliden gewöhnen müssen. "Im richtigen Moment hat es gepasst. Das ist eine meiner Stärken", meinte Klien. "Gerade im hinteren Bereich des Feldes ist es wichtig, im Qualifying aufzuzeigen."

Selbst Virgin scheint für Klien, der bei Hispania um einen Vertrag für die kommende Saison fährt, im Rennen nicht außer Reichweite - den Wetterprognosen sei dank. "Im Regen wirkt sich der fehlende Abtrieb bei uns noch stärker aus", erklärte Klien. "Da ist das Auto extrem unruhig und schwierig zu fahren. Ich bin damit aber immer besser zurechtgekommen." Startplatz 22 im Nachzüglerteam - dennoch ein kleines Empfehlungsschreiben für den 27-Jährigen. (APA)