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Um Pferdenasenlänge verkalkuliert: Mike Smith und Zenyatta (8)

Foto: EPA/MARK ABRAHAM

Louisville/Wien - Es war ein sehr intimer Moment, draußen auf der legendären Rennbahn Churchill Downs bei Louisville, Kentucky. Jockey Mike E. Smith, Sieger in fast 5000 Rennen, beugte sich über den Hals von Zenyatta und flüsterte ihr Beruhigendes, aber wohl auch Entschuldigungsworte in Ohr. Da wischten sich nicht wenige der fast 73. 000 Turf-Aficionados an der Bahn die Tränen aus den Augen. Schließlich waren sie gekommen, um Zenyatta auch in ihrem 20. und letzten Rennen siegen zu sehen.

Und die Sechsjährige, die im Vorjahr als erste Stute überhaupt das Breeders' Cup Classic, den Höhepunkt der alljährlichen Galopper-Weltmeisterschaft gewonnen hatte, schien die durchwegs jüngere Konkurrenz auch diesmal wieder zu düpieren. Smith, unter dem Zenyatta 16 ihrer 19 Siege erlaufen hatte, hielt seine kongeniale Partnerin nach dem Start wie gewohnt im Hintergrund, bummelte dem Feld hinterher, verließ sich diesmal aber um einen Hauch zu lange auf ihren Instinkt, auf ihre Sprintstärke. Den unter Jockey Garrett Gomez entfesselt galoppierenden vierjährigen Hengst Blame konnte Zenyatta nach 2000 Metern nicht mehr stellen. Sie unterlag ihm um Kopflänge.

"Sie hat am Anfang Dreck ins Gesicht bekommen, war dann zunächst nicht so relaxed wie sonst. Aber das ist keine Entschuldigung. Es war mein Fehler. Ich habe das Gefühl, dass ich sie im Stich gelassen habe, denn ich saß auf dem besten Pferd", sagte Smith, ehe der 45-Jährige selbst in Tränen ausbrach. Zenyattas Trainer John Shirreffs suchte Trost in der glorreichen, eigentlich nur drei Jahre alten Vergangenheit: "Ich bin glücklich, was sie erreicht hat. Sie hat sich das Herz aus dem Leib galoppiert."

"Sie hat gegen ein wirklich starkes Pferd verloren", sagte Musikmanager Jerry Moss, der Zenyatta im September 2005 um nur 60.000 Dollar erworben hatte. Schlussendlich lief die Stute mehr als 7,3 Millionen Dollar ein.

"Sie war eine wundervolle Botschafterin dieses Sports. Selbst Menschen, die nichts mit Pferderennen zu tun haben, waren plötzlich ihre Fans", gab Siegerjockey Gomez zu Protokoll, eher er sich über die drei Millionen Dollar freute, die er mit Blame eingeritten hatte. (lü, DER STANDARD Printausgabe, 8. November 2010))