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Sebastian Vettel darf nach fehlerfreier Fahrt wieder vom WM-Titel träumen.

Foto: REUTERS/Paulo Whitaker

São Paulo - Red Bull verzichtete beim vorletzten Grand Prix der Saison wie angekündigt auf Stall-order, was dem Spanier Fernando Alonso einen nicht unerheblichen Vorteil verschafft beim Showdown, der am kommenden Sonntag in Abu Dhabi stattfindet. Das österreichische Team ist zwar von McLaren-Mercedes nicht mehr einzuholen, sicherte sich erstmals die Konstrukteurswertung. Doch in der Fahrer-WM hat nach wie vor Alonso die besten Karten. Der Champion von 2005 und 2006 hat nun acht Punkte Vorsprung auf Webber und 15 auf Vettel.

Endet also das Rennen in den Vereinigten Arabischen Emiraten so wie jenes in Brasilien, wäre Alonso dreifacher Weltmeister. Lässt, beispielsweise, der führende Vettel den zweitplatzierten Webber vorbei, gehörte der Titel dem Australier und Red Bull. Ein zweiter Platz genügt Alonso in jedem Fall. Eine theoretische WM-Chance besitzt auch noch Ex-Weltmeister Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes. Der Vierte von Brasilien müsste in Abu Dhabi gewinnen und vom Spitzentrio dürfte keiner punkten.

"Ein fantastischer Tag", kommentierte Vettel seinen vierten Saisonsieg. "Das Rennen war schon am Start entschieden. Sebastian ist stark gefahren, er hat sich den Sieg verdient", zog Webber quasi den Helm vor dem Kollegen. Den teaminternenen Querelen zum Trotz, die sich schon durch die ganze Saison ziehen.

Nico Hülkenberg, der sensationell das Qualifying für den GP von Brasilien gewonnen hatte, mischte sich jedenfalls nicht in den Titelkampf ein. Der Deutsche führte nur wenige Meter. Vettel, Webber und Alonso, der sich zuvor noch Hamilton zu schnappen hatte, überholten den Williams-Piloten in dieser Reihenfolge und bezogen die Positionen.

Rasch war Alonso klar, dass er gegen die führenden Red-Bull-Autos keinen Auftrag hatte. Der Spanier kontrollierte den Rest des Feldes. Hinter ihm auf Platz vier drehte Hamilton seine Runden. Und vorne vergrößerte Vettel den Vorsprung auf seinen Teamrivalen Webber, der nie die Chance zum Angriff besaß.

In der 50. von 71 Runden brachte Vitantonio Liuzzi, ganz und gar unfreiwillig, einen Hauch von Abwechslung in die Prozession von São Paulo. Der Italiener warf seinen Force India in den Reifenstapel und rief damit das Safety Car auf den Plan. Die Ziehharmonika wurde zusammengedrückt. Doch als das Safety Car die Piste verließ, zog sich die Ziehharmonika langsam, aber stetig wieder auseinander.

Weltmeister Jenson Button, der am Samstag in São Paulo knapp einem Raubüberfall entkam, landete mit seinem McLaren auf Platz fünf, ist offiziell entthront. Hülkenberg wurde Achter. Und der Vorarlberger Christian Klien schaffte es mit seinem schwerst unterlegenen Hispania bis ins Ziel, wurde mit sechs Runden Rückstand als 22. gewertet. (bez; DER STANDARD Printausgabe 8. November 2010)