Washington - Nach der Wahlniederlage seiner Demokraten bei den Kongresswahlen hat US-Präsident Barack Obama eingeräumt, den Widerstand gegen seinen Kurs unterschätzt zu haben. So habe sich seine Gesundheitsreform "in der Tat vermutlich als politisch kostspieliger erwiesen als erwartet", sagte Obama in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview im Sender CBS. Den oppositionellen Republikanern sei es zudem gelungen, ihn als klassischen Vertreter eines eingreifenden Staates hinzustellen. "Und das ist nichts, was die Amerikaner wollen."

"Keine große Politik"

Obama wies zurück, dass er naiv gewesen sei. Er wisse aber heute, dass er mehr hätte tun müssen, um die US-Bürger von seinen Reformen zu überzeugen, sagte er in dem Interview für die Sendung "60 Minutes", das kurz vor seiner Abreise nach Indien aufgezeichnet wurde. Es sei ihm klar, dass er "keine große Politik" gemacht habe. "Es gibt Zeiten, in denen wir sagen, dass wir das jetzt tun müssen, anstatt uns darum zu sorgen, wie wir das hinkriegen." Dies sei ein Problem, für das er jetzt "einen politischen Preis" zahle.

Bei den Wahlen zum US-Kongress hatten Obamas Demokraten vergangene Woche ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus verloren, die Mehrheit im Senat aber behalten. Seine im März unterzeichnete Gesundheitsreform war eines der Hauptangriffsziele für die Republikaner im Wahlkampf gewesen. Mit ihr sollen 32 Millionen US-Bürger, die bisher keine Krankenversicherung haben, einen Schutz erhalten.(APA/AFP)