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Oleg Deripaska war im April 2007 mit zunächst 30 Prozent in die Strabag eingestiegen, 2008 blieb er symbolisch mit einer Aktie in der Strabag, jetzt stockt er wieder auf.

Foto: Reuters/Siu

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Grafik: APA

Die bereits erwartete Rückkehr des russischen Oligarchen Oleg Deripaska als Großaktionär der Strabag SE wird in Etappen passieren: Die Rasperia Trading Ltd., ein Unternehmen von Deripaskas russischem Mischkonzern Basic Element, wird vorerst nur mit 17 Prozent beim österreichischen Baukonzern wiedereinsteigen. Eine derartige Vereinbarung wurde zwischen Rasperia und den Strabag-Kernaktionären Haselsteiner Gruppe und Raiffeisen/Uniqa-Gruppe nun getroffen, wie die Strabag Montagfrüh mitteilte.

Mit dieser 17-prozentigen Beteiligung ist Rasperia auf Basis des bestehenden Syndikatsvertrages zwischen der Haselsteiner Gruppe, der Raiffeisen/Uniqa-Gruppe und Rasperia Trading Vollmitglied im Aktionärssyndikat, heißt es in der Mitteilung. Außerdem stimmten die Mitglieder des Syndikats zu, die Kaufoption auf die restlichen 8 Prozent bis 15. Juli 2014 zu verlängern (die ursprüngliche Option bezog sich auf 25 Prozent).

Strabag kauft sich bei Transtroj ein

Deripaska will seine Rückkehr als Aktionär mit Eigen- und Fremdkapital finanzieren und 373 Millionen Euro für den Erwerb der 17 Prozent in Cash leisten, erklärte Strabag-Sprecherin Diana Klein in einer Telefonkonferenz am Montag.  Das Closing des Deals erfolgt am 30. November. Der Ausübungspreis für den Rückkauf der 19,38 Mio. Aktien wurde demnach mit 19,25 Euro pro Aktie festgesetzt.

Darüber hinaus will sich die Strabag mit 26 Prozent am russischen Infrastruktur-Unternehmen Transstroj beteiligen, das zum Basic-Element-Imperium gehört. Dafür zahlt der Bauriese eine Anzahlung von 70 Mio. Euro, die noch im vierten Quartal 2010 fließen soll.

Der endgültige Preis für das russische Bauunternehmen soll im Rahmen einer Due-Diligence ermittelt werden. Für sie habe man zwei Jahre Zeit, also spätestens bis Ende Oktober 2012, sagte die Strabag-Sprecherin. Die Entscheidung zur Beteiligung wurde sehr schnell gefällt, räumte sie ein. Beide Unternehmen könnten von der Transaktion aber auch wieder zurücktreten. Die geplante Beteiligung und die Anzahlung seien ein Signal an den Markt, dass man in Russland zu einer Zusammenarbeit mit Transstroj bereit sei, betonte die Sprecherin.

Einstieg in russischen Straßenbau

Üblicherweise strebe die Strabag Mehrheitsbeteiligungen an. Die Beteiligung an Transstroj sei für die Strabag unter anderem für den Einstieg in den russischen Straßenbau wichtig. Bisher war der österreichische Bauriese vor allem bei Hotelprojekten und im Wohnbau in Russland engagiert. Für den riesigen russischen Markt brauche man einen starken Partner, betonte Klein.

Strabag-Chef und -Großaktionär Hans Peter Haselsteiner ist laut Aussendung "überzeugt vom enormen Potenzial am russischen Markt. Bis 2020 könnte Russland einer der drei größten Märkte für die Strabag-Gruppe werden." Die Minderheitsbeteiligung an Transstroj - und der damit verbundene Einstieg in das Segment Verkehrswegebau in Russland - sei der nächste Schritt auf dem Weg, dieses Ziel zu erreichen, so Haselsteiner.

"Deripaskas Spielraum wird größer"

Im Ö1-"Mittagsjournal" sagte der Strabag-Chef, er sehe in dem russischen Investor einen verlässlichen Partner für sein Unternehmen. "Das, was er zugesagt hat, hat er bisher gehalten. Sein finanzieller Spielraum wird nach meiner Einschätzung größer", so Haselsteiner. Dies hänge auch mit der Erholung der internationalen Wirtschaft zusammen. "Wir gehen davon aus, dass Deripaska wieder in alter Kraft, wirtschaftlicher Kraft, unser Mitgesellschafter sein wird. Und das ist gut für Russland", so Haselsteiner weiter.

Den langen Zeitraum für die Due-Diligence erklärte die Unternehmenssprecherin damit, dass die Strabag kaum Erfahrungen bei der Prüfung von russischen Unternehmen habe. Sie persönlich ist überzeugt, dass die eingehende Buchprüfung in einem kürzeren Zeitraum erfolgen dürfte. Über einen möglichen Kaufpreis äußerte sich Klein nicht, weil man noch zu wenig Informationen über Transstroj habe. Bekannt sei nur, dass das Unternehmen 2009 einen Umsatz von rund 39 Mrd. Rubel (899 Mio. Euro) erwirtschaftet habe.

Ob Deripaska die Strabag-Anzahlung für Transstroj für seine Rückkehr als Strabag-Großaktionär verwenden werde, wisse die Strabag nicht. "Was Basic Element mit dem Geld macht, ist der Strabag nicht bekannt."

Absichtserklärung zu Sotschi

Außerdem soll die Strabag laut einer heutigen Aussendung mit dem ebenfalls zu Deripaska gehörenden Bauunternehmen Glavstroj eine Absichtserklärung über den Bau des Olympischen Dorfes in Sotschi unterzeichnen. Der Auftragswert für die Strabag für das Wohn- und Hotelprojekt liegt mit 350 Mio. Euro deutlich unter den bisher erhofften 500 bis 600 Mio. Euro. Die Strabag-Sprecherin führte dies darauf zurück, dass der geplante Bauauftrag die dazupassende Straßeninfrastruktur nicht umfasse. Das Projekt soll bis September 2013 umgesetzt werden und steht unter dem Vorbehalt der endgültigen Finanzierung. Mit dem Bau könne in den nächsten Wochen nach der Aufstellung der Finanzierung begonnen werden - sicherlich noch 2010, so Klein.

Bis zum Abschluss der 17-Prozent-Rückkehr Deripaskas in die Strabag hält die Haselsteiner-Gruppe noch 33,7 Prozent an dem Baukonzern und die Raiffeisen/Uniqa-Gruppe 43,3 Prozent. 23 Prozent der Aktien befinden sich im Streubesitz. Nach der Transaktion soll der Raiffeisen/Uniqa-Anteil auf 30,5 Prozent und jener von Haselsteiner auf 29,5 Prozent fallen.

"Wir sehen unsere Beteiligung an Strabag SE als langfristige strategische Investition - eine echte Partnerschaft, die dazu beiträgt, die Position des Unternehmens zu Gunsten all seiner Aktionäre zu verbessern", kommentierte dazu Andrei Elinson, Vize-Vorstandsvorsitzender von Basic Element und Mitglied des Aufsichtsrats der Strabag SE. (red/APA)