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Necla Kelek ist am Samstag mit dem diesjährigen Freiheitspreis der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung ausgezeichnet worden.

Foto: REUTERS/Fabrizio Bensch

Frankfurt/Main - Die Sozialwissenschafterin Necla Kelek ist am Samstag mit dem diesjährigen Freiheitspreis der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung ausgezeichnet worden. Damit werde eine Frau geehrt, die die Freiheit gegen jeden Versuch verteidige, sie unter Verweis auf kulturelle und religiöse Traditionen einzuschränken, sagte der Stiftungsvorsitzende Ex-FDP-Chef Wolfgang Gerhardt bei der Preisverleihung in der Frankfurter Paulskirche. Kelek trete in der Integrationsdebatte "mit hohem persönlichen Einsatz und nicht ohne Risiko für mehr Offenheit und Ehrlichkeit" ein.

Die 52-jährige Kelek sagte in ihrer Dankesrede, die Identität Europas sei durch den Kampf um die Freiheit geprägt. Die Preisträgerin kritisierte eine nach ihrer Meinung falsch verstandene Toleranz vieler Deutscher gegenüber Unterdrückung und anderen Missständen im Islam. Vor allem linke Intellektuelle würden Probleme kleinreden. Sie seien die "wahren Integrationsverhinderer", monierte die Frauenrechtlerin, die sich in der Integrationsdebatte immer wieder mit kritischen Beiträgen zum herkömmlichen Lebensstil im Islam zu Wort meldet.

Kelek verteidigte Sarrazin

Kelek verteidigte die umstrittenen Thesen des früheren Berliner Finanzsenators und Bundesbank-Vorstands Thilo Sarrazin zur Integration muslimischer EinwandererInnen in Deutschland. Sarrazin fordere die Verantwortung des Einzelnen, für sich selbst einzutreten, sagte die Publizistin. Man könne das für kalt halten und müsse auch nicht mit allen Ansichten oder dem Ton Sarrazins einverstanden sein. "Aber das Buch von Sarrazin stellt ohne Zweifel schon jetzt eine Zeitenwende in Sachen Integrationspolitik dar", resümierte Kelek, die als Expertin für Migrationssoziologie gilt.

Laudatorin Alice Schwarzer würdigte das Engagement der Deutsch-Türkin für die Rechte muslimischer Frauen in Deutschland. Diese habe sich auch von zahlreichen Anfeindungen nicht einschüchtern lassen. "Die so überfällige Reform des Islam ist eines ihrer zentralen Themen. Und die muss in der Tat ein Anliegen der Muslime sein", sagte die Frauenrechtlerin und Publizistin. Auch Schwarzer kritisierte Versäumnisse der deutschen Gesellschaft bei der Integration muslimischer EinwandererInnen. 30 Jahre lang seien diese der Agitation von Islamisten überlassen worden, anstatt ihnen Chancen zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben einzuräumen.

Der Freiheitspreis der Naumann-Stiftung wird alle zwei Jahre verliehen. 2006 ging er an Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) und 2008 an den peruanischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa, der in diesem Jahr mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet wurde. (APA)