Wien - Kroatien und Island sind den Österreicherinnen und Österreichern in der EU willkommen, die Türkei hingegen nicht. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Umfrage der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) hervor. Eine EU-Mitgliedschaft der Türkei stößt zurzeit mit 69 Prozent auf klare Ablehnung. Nur 17 Prozent würden eine solche begrüßen. 68 Prozent der Befragten befürworteten hingegen einen EU-Beitritt Kroatiens, nur 18 Prozent waren dagegen. Bei Island lag die Zustimmung bei 62 Prozent. "Nein" sagten 21 Prozent.

Laut Aussendung der ÖGfE vom Montag wurden 1.004 Personen im September 2010 befragt. Anlass war der Umstand, dass am morgigen Dienstag in Brüssel die diesjährigen Fortschrittsberichte präsentiert werden, in denen jene Länder bewertet werden, die sich um die Mitgliedschaft in der EU bemühen. Zurzeit haben Kroatien, die Türkei, Mazedonien (FYROM) und Island den Status von Kandidatenländern.

Besonderes Augenmerk wurde bei der Umfrage laut ÖGfE darauf gelegt, wie die jüngsten und die ältesten Befragten dem Thema "EU-Erweiterung" gegenüberstehen. Die Enquete zeigte, dass junge Österreicherinnen und Österreicher (bis 25 Jahre) der Erweiterung der Europäischen Union deutlich positiver gegenüberstehen als Seniorinnen und Senioren ab 66 Jahre.

Kroatien ist der Liebling

Kroatien steht in Österreich ganz oben im Ranking der beliebtesten neuen EU-Mitglieder. Verglichen mit früheren ÖGfE-Umfragen konnte einzig Ungarn in der Frage der Beitrittsakzeptanz ähnlich hohe Zustimmungswerte erzielen. Quer durch alle Befragungsgruppen ist eine Mehrheit für den kroatischen EU-Beitritt.

Befragte bis 25 Jahre waren zu 67 Prozent für den EU-Beitritt Kroatiens, Teilnehmer ab 66 Jahre zu 60 Prozent. Während jedoch nur 10 Prozent der jüngsten Befragten explizit gegen Kroatiens EU-Beitritt Stellung bezogen, taten dies 27 Prozent in der "Generation 66 plus".

Auch Island würde von einer Mehrheit der Befragten in der EU willkommen geheißen. Bei den jüngsten Befragten sind 61 Prozent dafür, lediglich acht Prozent sprechen sich explizit dagegen aus. Befragte ab 66 Jahre waren in einem fast ebenso hohen Ausmaß für die Aufnahme dieses Landes in die EU (59 Prozent), das Ausmaß der Ablehnung war allerdings deutlich höher (27 Prozent).

Wenige Türkei-Freunde

Ein ganz anderes Bild ergab sich bei der Türkei: In keiner Befragungsgruppe sprach sich eine Mehrheit für einen EU-Beitritt aus. Befragte bis 25 Jahre waren dazu aber positiver eingestellt als Personen ab 66: So plädierten 23 Prozent der Jüngsten für eine türkische EU-Mitgliedschaft - 54 Prozent sprachen sich dagegen aus. Die über 66-Jährigen sind in dieser Frage deutlich skeptischer: Nur 12 Prozent würden einen türkischen EU-Beitritt begrüßen, 79 Prozent lehnten einen solchen in der Umfrage ab.

Ein geteiltes Meinungsbild gab es zu Mazedonien (FYROM): 39 Prozent der Befragten sprachen sich für den Beitritt der seit 1991 unabhängigen, früheren jugoslawischen Teilrepublik aus, 37 Prozent waren dagegen. Befragte bis 25 Jahre waren zu 44 Prozent für den EU-Beitritt Mazedoniens und zu 21 Prozent dagegen. Ältere Befragte ab 66 begrüßten zu 37 Prozent die Aufnahme Mazedoniens in die EU, 42 Prozent lehnten sie jedoch ab. (APA)