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David Headley, DEA-Informant

Foto: AP/dapd/Verna Sadock

Während US-Präsident Barack Obama bei seinem Indien-Besuch versprach, sich für einen ständigen Sitz des aufstrebenden Landes im UN-Sicherheitsrat zu bemühen, belastet ein neuer Skandal die Beziehungen zwischen den beiden Staaten: Wie die New York Times berichtet, war David Headley, der Planer der Anschläge in Mumbai, als Informant für die US-Drogenbehörde DEA tätig.

Die US-Polizei beendete die Zusammenarbeit mit dem pakistanischstämmigen Zuträger, der sich bis 2006 Daood Sayed Gilani nannte, auch nicht, als seine Ex-Frau dem FBI mitteilte, ihr Mann habe an mehreren Trainingslagern der pakistanischen "Lashkar-e-Taiba"-Gruppe teilgenommen habe. Sein ehemaliger Bewährungshelfer Luis Caso berichtet, die DEA habe darauf bestanden, ihn so schnell wie möglich wieder nach Pakistan zu schicken, weil man Informationen über Heroinschmuggler erhoffte.

Heroinschmuggel

Headley/Gilani war den Drogenfahndern erstmals 1997 aufgefallen. Dem Betreiber zweier New Yorker Videotheken konnte nachgewiesen werden, dass er Heroin aus Pakistan in die USA transportiert hatte. Im Gegenzug für ein mildes Urteil versprach er, der DEA seine Lieferanten zu nennen. Dies funktionierte so gut, dass er immer wieder nach Südasien geschickt wurde.

Bei seinen Reisen besuchte er mehrmals die Großstadt Mumbai, um dort mögliche Anschlagsziele auszukundschaften. Die Videoaufnahmen und GPS-Koordinaten brachte er seinen Auftraggebern nach Pakistan, wo die Anschläge, die im November 2008 164 Menschen das Leben kosteten, geplant wurden.
Verhaftet wurde Headley/Gilani erst im Oktober 2009, weil er einen Anschlag auf die dänische Zeitung Jyllands-Posten geplant haben soll. Obwohl die indische Polizei seine Auslieferung beantragte, dürfte ihm ein Verfahren in Mumbai erspart bleiben: er bekannte sich in allen Anklagepunkten schuldig und wird wohl eine lebenslange Strafe in den USA verbüßen.

Zumindest einvernehmen durften ihn die Ermittler der indischen National Investigation Agency mittlerweile: sie wollen bei ihren Besuchen in Chicago von ihm erfahren haben, dass seine Erkundungsreisen nach Indien vom pakistanischen Geheimdienst finanziert worden seien. Er soll angegeben haben, von einen Offizier namens Iqbal 25.000 Dollar in bar erhalten zu haben, um ein Haus in Mumbai anzumieten. Pakistan bestreitet die Vorwürfe. (bed/derStandard.at, 8.11.2010)