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Fast schon Standard: Die KAC-Jubeltraube nach einem Spiel. In 18 der bisher 19 Partien konnte der KAC punkten.

Foto: APA/ Haumer

Der Rekordmeister dominiert die Liga, punktete in 18 seiner 19 Saisonspiele und ist mittlerweile seit elf Runden ungeschlagen. Nun unterbricht die Länderspielpause die beeindruckende Serie der Klagenfurter.

Punktehamster seit zwei Monaten
Wenn der KAC am 19.November in seinem ersten Spiel nach dem International Break in Linz zu Gast sein wird, kehrt er an den Ort seiner letzten (und bisher einzigen) Saisonniederlage in der regulären Spielzeit zurück. Diese liegt dann auf den Tag genau zwei Monate zurück, seither punktete der 22-fache Bundesliga-Champion in jeder seiner Partien. In den letzten drei Wochen brachte die „Rotjacken" lediglich der Lokalrivale aus Villach zwei Mal an den Rand einer Niederlage, doch es spricht für die Qualität des KAC, dass auch diese beiden Spiele in der Draustadt gewonnen wurden.

Ausgeglichene Sturmlinien
Entscheidender Erfolgsfaktor für die Klagenfurter war im bisherigen Saisonverlauf ihre enorme Ausgeglichenheit: 91,30% der eingesetzten Spieler, also alle bis auf die beiden U20-Cracks Jürgen Moser (3 Spiele) und Markus Steiner (1), konnten bereits Scorerpunkte sammeln - Ligaspitze. Im gesamten Kader weist kein einziger Spieler eine negative Plus/Minus-Bilanz auf.

Besonders im Angriff ist die leistungsmäßige Ausgewogenheit massiv ausgeprägt: Mit Dieter Kalt findet sich der beste Scorer des überlegenen Tabellenführers erst auf Rang 25 der EBEL-Punktewertung. Entscheidend ist, dass der KAC mit jeder seiner vier Formationen eine permanente Gefahr für des Gegners Tor darstellt: Mit 26, 31 und 30 Prozent Anteil an den gesamten von Stürmern gesammelten Punkten befinden sich die ersten drei Blöcke auf annähernd gleichem Level, auch die 13 Prozent der Scorerpunkte, die von der vierten Linie beigesteuert wurden, liegen deutlich über dem Ligaschnitt. Ähnlich torgefährliche vierte Formationen weisen nur der Kadergrößen-Krösus und erste Verfolger aus Salzburg und die Graz 99ers auf: In der Murstadt hat Trainer Bill Gilligan nach der Rückkehr von Christoph Harand ebenfalls auf vier ähnlich stark besetzte Blöcke umgestellt und damit seither in jeder der fünf Partien gepunktet. Statistik und Erfolg geben in der EBEL aktuell jenen Coaches, die auf vier ausgeglichene Linien setzen, recht.

Verwundbare Stellen gut verdeckt
Die kollektive Durchschlagskraft des KAC-Angriffs überdeckte in den letzten Wochen auch die Schwachstellen des Rekordmeisters. Diese liegen vornehmlich in der Defensive, wo die „Rotjacken" noch keineswegs meisterlich wirken. Sean Brown merkt man an, dass er die letztjährige Saison fast zur Gänze verletzungsbedingt verpasst hat. Peter Ratchuk und Kirk Furey agieren nicht mehr ganz auf jenem Level, das sie speziell zu Saisonbeginn zeigten. Unter dem Mantel der durch die Siegesserie gewonnenen Selbstsicherheit scheint sich bei manchem Klagenfurter Defender auch ein wenig Leichtsinn eingeschlichen zu haben. Auch wenn der KAC bisher die wenigsten Gegentore der gesamten EBEL kassiert hat, in der Abwehr wünscht sich das Trainerteam Viveiros/Ressmann bis zu den Play-Offs sicherlich eine höhere Stabilität.

Rene Swette Superstar
Wie kein anderer repräsentiert Torhüter Rene Swette den rot-weißen Erfolgslauf der letzten Wochen. Bei sieben Starts holte er sechs Siege, kassierte im Schnitt nur 2,00 Gegentore pro Spiel und schraubte im sonntägigen Derby gegen Villach seine heurige Save Percentage auf 94,09 Prozent hoch. Schon letzte Woche im Heimspiel gegen Salzburg wurde er vom eher zurückhaltenden Klagenfurter Sitzplatzpublikum mit begeisterten Standing Ovations in die erste Drittelpause verabschiedet, hielt in der restlichen Partie ebenso überragend wie in seinem ersten Saisonderby in Villach. Der 22jährige strahlt momentan ungemeine Sicherheit aus, kann er im weiteren Saisonverlauf konstante Leistungen auf ähnlichem Niveau abrufen, darf er im Frühjahr mit dem einen oder anderen Angebot aus Skandinavien rechnen.
Das Problem: Swette ist nominell nur der Backup-Goalie des Rekordmeisters, erhielt bisher nur knapp über 36 Prozent der möglichen Eiszeit. Die Siegquote der Nummer eins im KAC-Tor, Andy Chiodo, liegt zwar ebenfalls jenseits der 80 Prozent-Grenze, über den Status eines soliden Torhüters kam der Kanadier bisher jedoch noch nicht hinaus.

Spannende Fragen offen
Es wird interessant, zu beobachten, wie die sportliche Leitung der Klagenfurter zukünftig mit der Situation im Tor umgeht. Ebenso spannend wird es, welchen Einfluss die Rückkehr von Andrew Schneider am 3.Dezember auf die so toll harmonierenden Angriffslinien des KAC haben wird. Fest steht, dass ob der Punkteregelung ab seiner Ankunft ein oder zwei Stürmer auf der Tribüne Platz nehmen werden müssen. Da alle bisher auf der Centerposition eingesetzten „Rotjacken" gute bis sehr gute Leistungen ablieferten und ihre Blöcke jeweils gut führten, könnte die Roster Addition von Schneider auch für den einen oder anderen etablierten Crack mit positiver Leistungsbilanz zum Verhängnis werden.

Überzeugt haben beim KAC im ersten Drittel des Grunddurchgangs im Besonderen auch die jungen einheimischen Stürmer: Die nimmermüde vierte Linie (Raphael Herburger mit Stefan und Manuel Geier) ebenso wie Markus Pirmann und Thomas Hundertpfund, die Siegestorschützen in den letzten beiden Kärntner Derbies. Bisher wurden 58,14% der Klagenfurter Scorerpunkte von österreichischen Spielern gesammelt (Platz drei unter den österreichischen Vereinen), in den entscheidenden Phasen der Partien waren es aber vermehrt die Legionäre, die am Eis standen: Sean Brown und Jeff Shantz standen bei sieben der 16 Siegtreffer am Eis, dahinter folgen Kirk Furey und Mike Craig mit jeweils sechs.  (derStandard.at, 8. November 2010)