Wien - Familie muss Familie bleiben und darf nicht etwa verdrängt werden vom Tourismus, nur weil zeitweilig eine Tiroler Tourismusexpertin am Kandidatenmarkt für die Nachfolge von Familienstaatssekretärin Christine Marek (ÖVP), die nur noch VP-Wien-Chefin sein will, am höchsten gehandelt wird. So lautet die Position von ÖAAB-Chef Michael Spindelegger - und der hat ein Wörtchen mitzureden, denn Marek ist eine ÖAABlerin.

Bis Montagnachmittag war jedenfalls Martha Schultz Favoritin: Doch die Wirtschaftskammer-Vizepräsidentin und Tourismus-Unternehmerin (sie führt mit ihrem Bruder die Skifidelity Mountains Unternehmensgruppe) hat überraschend Montag Nachmittag abgesagt, heißt es in der ÖVP.

Der Außenminister "beharrt darauf, dass es auch weiterhin ein eigenes Staatssekretariat für Familien gibt", erfuhr der Standard am Montag aus Spindeleggers Büro: "Dafür braucht es weiterhin ein eigenes Gesicht." Einer "Familienpartei" wie der ÖVP stünde es nur zu gut an, dieses Thema weiterhin personell exponiert zu behandeln - und besonders dem ÖAAB: Dessen Generalsekretär Lukas Mandl plant noch für Dezember eine große Familieninitiative. Den Themenkomplex Vereinbarkeit von Beruf und Familie will der Arbeitnehmerbund gestärkt sehen. Aber natürlich sei alles Chefsache.

Der Chef, Vizekanzler Josef Pröll, will sich noch in dieser Woche für einen Nachfolger entscheiden, heißt es aus seinem Büro. Eine "ÖAAB-Erbpacht" werde es sicher nicht geben. Es sei anzunehmen, dass "jemand aus dem Westen Mareks Platz einnimmt". Derzeit ist der ÖAAB im schwarzen Regierungsteam mit zwei Staatssekretären mehr als andere ÖVP-Bünde vertreten. Für einen Regierungssitz aus den westlichen Bundesländern spricht, dass sich die VP Tirol ohne Regierungsmitglied in Wien benachteiligt fühlt.

In Tirol will der Landes-ÖAAB jedenfalls mitreden. "Es gibt so viele geeignete Persönlichkeiten", sagte VP-Landesgeschäftsführer Hannes Rauch. Auch der Name von Landesrätin Beate Palfrader (AAB) wurde bereits genannt. Ziel sei es in jedem Fall, den Posten mit einer Person aus dem Westen zu besetzen. Fix sei allerdings nichts. Denn, so hört man aus dem Landhaus: Die Dynamik in den VP-Bünden sei auch für Insider oft schwer vorhersehbar. Eine Entscheidung werde frühestens Ende der Woche erwartet - das passt zu Prölls Fahrplan.

Rotes Team bleibt gleich

Für VP-Tirol-Manager Rauch liegt der nächste Schritt jetzt auch nicht in Tirol: "Erst einmal muss geschaut werden, wie die Regierung umgebildet wird", wobei "die Regierung" sicher nicht umgebildet wird. Die rote Hälfte denkt nicht daran, Personal auszutauschen, hieß es dazu am Montag aus dem Büro von Bundeskanzler und SPÖ-Chef Werner Faymann: "Nein, es ist nichts angedacht."

Falls die neue Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium nicht mehr vorrangig für Familienagenden zuständig sein sollte, wäre da einer, der sie sicher gern übernehmen würde: Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) wirkt nicht desinteressiert an der Thematik.

Übrigens: Der ÖVP kommt in der Regierung mit Mareks Abgang auch die parteieigene "Integrationsbeauftragte" abhanden. Das war Marek seit 2007. (Saskia Jungnikl, Verena Langegger, Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, Printausgabe, 9.11.2010)