Wien - Die Budgetkonsolidierung in der paktierten Form habe "Potenzial, den Ausbau des Qualitätstourismus in Österreich zu stoppen", schlägt der oberste Touristiker in der Wirtschaftskammer, Hans Schenner, Alarm. Die Branche stehe vor 100 Mio. Euro an zusätzlichen Belastungen. "Dass dadurch die Lust zu investieren sinkt, liegt auf der Hand", sagte Schenner am Montag im Klub der Wirtschaftspublizisten.

Zu den Hauptleidtragenden verminderter Investitionstätigkeit zählten Bau und Gewerbe. Schenner: "Da stehen viele Jobs auf dem Spiel." Was dem Obmann des Fachverbands Tourismus besonders sauer aufstößt ist die Streichung der Energieabgaberückvergütung. Davon seien bis zu 12.000 Tourismusbetriebe betroffen. Ein Hotel mit einem durchschnittlich großen Hallenbad würde mit zusätzlich bis zu 33.000 Euro im Jahr belastet. In Summe mache allein dieser Posten 35 Mio. Euro aus.

Auch sei schwer nachvollziehbar, dass nun auch Tourismusbetriebe, die mit Speisen zu tun haben, die Lebensmittelkontrollstelle Ages mitfinanzieren sollten. Gemäß den bisher bekannten Plänen liege die daraus resultierende Belastung - abhängig von der Mitarbeiterzahl - zwischen 200 und 13.000 Euro je Betrieb und Jahr. Schenner hofft, dass die Regierung noch einmal in sich geht und eine bessere Lösung präsentiert.

Von Investitionszurückhaltung ist heuer jedenfalls nichts zu bemerken. Von Jänner bis September hat die Tourismusbank ÖHT Kreditanträge über 210 (Vergleichszeitraum 2009: 170) Mio. Euro erhalten. "Wenn die Wintersaison gut geht, wird auch 2011 wieder investiert", sagte ÖHT-Chef Franz Hartl dem Standard.

Schenner geht in der beginnenden Wintersaison von gleichviel Nächtigungen wie im Vorjahr aus, auch wenn einige Fenstertage im Dezember wegfallen und Ostern erst spät im Jahr ist. (stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.11.2010)