Die Artenschutzkonferenz von Nagoya in Japan ist zu Ende: Erste Erfolge für den Naturschutz konnten trotz zähen Ringens der 193 teilnehmenden Ländern erzielt werden.

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EU-Abgeordente Karin Kadenbach lud daher zu einer Ballonfahrt über den Stubenberg in der Steiermark, um die Ergebnisse zu diskutieren.

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Die Schutzgebiete an Land sollen von heute 13 Prozent auf 15 Prozent vergrößert werden. Und statt bisher einem Prozent sollen künftig zehn Prozent der Meeresfläche unter Schutz stehen.

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Umweltschutzorganisationen fordern mehr geschützte Fläche.

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"Artenschutz ist kein Luxus, sondern wirtschaftliche Notwendigkeit", sagt die EU-Politikerin.

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In Österreich verschlinge zum Beispiel nach Abholzen der natürlichen Schutzwälder der Lawinenschutz nun enorme Summen, hebt Kadenbach die Bedeutung von nachhaltiger Planung hervor.

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"Artenschutz ist kein Luxus, sondern wirtschaftliche Notwendigkeit. Oft übersehen die Menschen, dass es richtig teuer werden kann, wenn das Ökosystem zerstört wird", sagt Karin Kadenbach, Abgeordnete im Europäischen Parlament. Die Politikerin lud zu einer Ballonfahrt über die Steiermark, um die Ergebnisse der Artenschutzkonferenz von Nagoya in Japan vorzustellen. Sie fordert ein modifiziertes Fördersystem, damit der Artenschutz nicht nur als "frommer Wunsch" versandet.

Kadenbach ist überzeugt, dass die Vernachlässigung des Naturschutzes sich auch finanziell rächen werde. Erste Negativbeispiele in Österreich gebe es bereits, die EU-Abgeordnete nannte zum Beispiel den Lawinenschutz, der nach Abholzen der natürlichen Schutzwälder nun enorme Summen verschlingt. Ähnliches sei beim Hochwasserschutz zu beklagen. Andererseits reinigt ein funktionierender Fluss das Wasser oder ein gesunder Wald die Luft. "Die intakte Natur erbringt Leistungen für den Menschen und dieser Wert muss anerkannt werden", fordert Kadenbach.

Artenschutz statt Subvention

Sie möchte als ersten Schritt das Subventionssystem für Land- und Forstwirtschaft umstellen. So sollten nur noch jene Maßnahmen finanziell unterstützt werden, welche die Erhaltung der Artenvielfalt fördern. Bloß "keinen weiteren Schaden anrichten", sollte für die Gewährung von Subventionen nicht mehr ausreichen. Die dadurch freiwerdenden Mittel könnten in Artenschutzprojekte investiert werden.

Konferenz in Nagoya

International wird die Notwendigkeit des Artenschutzes bereits erkannt, nur um Vereinbarungen und Maßnahmen gibt es ein zähes Ringen zwischen den Ländern. Auch auf der Artenschutzkonferenz in Nagoya konnten sich die Teilnehmer aus 193 Ländern erst zum Schluss der fast zweiwöchigen Verhandlungen auf ein internationales Abkommen zum Schutz gefährdeter Pflanzen und Tiere einigen. Die Ziele sind, die aktuellen Schutzgebiete zu erweitern, um die dortige Artenvielfalt zu sichern.

Die Fortschritte im Überblick: Die Schutzgebiete an Land sollen von heute 13 Prozent auf 15 Prozent vergrößert werden. Und statt bisher einem Prozent sollen künftig zehn Prozent der Meeresfläche unter Schutz stehen. Ein Ergebnis, das aber Naturschutz-NGOs nicht zufriedenstellt: Sie halten 40 Prozent für notwendig.

Umweltfeindliche Subventionen sollen abgeschafft und die frei werdenden Summen dafür benutzt werden, eine schonende Bewirtschaftung der Natur zu belohnen. Die Überfischung der Ozeane soll gestoppt und das dramatische Aussterben von Arten verhindert werden. Umweltverschmutzung und Überdüngung sollen generell so stark reduziert werden, dass sie die lebensspendenden Prozesse auf der Erde nicht länger bedrohen.

Finanzielle Maßnahmen

Japan erklärte sich bereit, 1,44 Milliarden Euro für den Artenschutz auszugeben. Das Geld solle in den kommenden drei Jahren den Entwicklungsländern zur Verfügung gestellt werden, sagte der japanische Regierungschef Naoto Kan. Mit der Initiative "Leben in Harmonie" solle den armen Ländern geholfen werden, ihre nationalen Strategien zu verbessern und umzusetzen. Der viel kritisierte Walfang oder der geplante Bau eines Atomkraftwerks am Rand eines Bioreservats nahe Hiroshima wurden während der Konferenz jedoch nicht erwähnt.

Frühe Bewusstseinsbildung

Damit der Wert eines funktionierenden Ökosystems erkannt wird, fordert die EU-Abgeordnete mehr Aufklärung und Bewusstseinsbildung. "Der Kontakt zur Natur muss schon ab einem frühen Alter wieder mehr gefördert werden", sagt Kadenbach. Sie plädiert zum Beispiel dafür Schulgärten einzurichten: "Die Kinder sollen Schmetterlinge sehen, Bienen beobachten oder zusehen, wie sich Sonnenblumen neigen." (jus, derStandard.at, 10. November 2010)