Wien - Die Bestellung von Thomas Stöphl zum Geschäftsführer des Volkstheaters ab dem Sommer 2008 hatte einen Geruch. Denn Stöphl war Theaterreferent im Kulturamt; und sein Vorgesetzter, Bernhard Denscher, zugleich Vorsitzender des Volkstheater-Stiftungsvorstandes. Nach einer Kritik des Rechnungshofs musste Denscher das Amt im Herbst 2009 abgeben - an Franz Salzmann. Und nun ist auch Stöphl, dessen Vertrag bis zum Sommer 2013 gelaufen wäre, nicht mehr aktiv: Mit 1. November übernahm Salzmann interimistisch die Geschäftsführung. Der Posten wurde, wie berichtet, kürzlich ausgeschrieben.

Dass Stöphl "abgesetzt" worden sei, stellt Gerlinde Riedl, die Pressesprecherin von SP-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, in Abrede. Und Salzmann beteuert, dass man sich einvernehmlich von Stöphl getrennt habe. Mehr wolle er dazu nicht sagen. "Private Gründe" können es aber kaum gewesen sein: Stöphls Herzinfarkt liegt ein halbes Jahr zurück.

Das Dienstverhältnis endet mit 31. Dezember, Stöphl baut zwei Monate lang Urlaub ab (angehäuft in zweieinhalb Jahren Tätigkeit). Der Vertrag werde nicht zur Gänze ausbezahlt, so Salzmann. Wie viel man sich Stöphls plötzlichen Abschied kosten lässt, will er nicht sagen. Auch zum Schuldenstand schweigt er: "Ich möchte keine Finanzdebatte lostreten." Im Mai 2009 drückte es Stöphl so aus: "Wir haben keine Schulden. Wir haben negatives Eigenkapital. Das ist etwas ganz anderes". Es dürfte eine knappe Million fehlen. (Thomas Trenkler, DER STANDARD - Printausgabe, 9. November 2010)