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Bei einer friedlichen Demonstration am Dienstag in Kiew forderten die Teilnehmer Putin und Medwedew auf, die Schuldigen für den versuchten Mord an Oleg Kaschin zu finden.

Foto: GLEB GARANICH/Reuters

Zwei brutale Angriffe gegen Journalisten beschäftigen zurzeit die russische Medienlandschaft: In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde der bekannte Kommersant-Reporter Oleg Kaschin vor seinem Haus in Moskau beinahe zu Tode geprügelt. In der Nacht von Sonntag auf Montag schlugen zwei Männer Anatoli Adamtschuk in einem Vorort der Haupstadt bewusstlos und raubten ihn aus – derStandard.at berichete.

Brutale Gewalt

Auf YouTube kursiert ein Überwachungsvideo des versuchten Mordes an Kaschin. Auf dem 90-Sekunden-langen Band ist zu sehen, wie zwei Männer den Reporter angreifen. Einer der beiden hat einen Blumenstraus in der Hand. Darunter hält der Mann eine Metallstange versteckt, mit der er mehrmals auf das Opfer zuschlägt. Sein Helfer hält dabei den am Boden liegenden Journalisten fest. Die Gesichter der Täter sind auf dem Video nicht zu erkennen. Zum Video auf Lifenews.ru (Hinweis: Für Personen unter 18 Jahren nicht geeignet)

Die Moskauer Polizei zeigt sich "erschüttert über die Veröffentlichung des Videos", zitiert die Moskauer Times die Nachrichtenagentur Interfax. Man hätte angeordnet, herauszufinden, wie die Presse das Band in die Hände bekommen hat.

Am Montag hat Lifenews.ru ein weiteres Video veröffentlicht, in dem gezeigt wird, wie sich Kaschin nach dem Angriff auf den Knien in den Vorgarten schleppt und eine Frau dem 30-Jährigen zur Hilfe eilt.

Diskussion bei Blogger

Unter Bloggern wird heftig über die jüngsten Attacken diskutiert, besonders zu den versuchten Mord an Kaschin gibt es viele Theorien. Für den Journalisten und Blogger Mikhail Zakharov widerlegen die jüngsten Ereignisse einmal mehr den "Mythos" der Meinungs- und Pressefreiheit in Russland. Zakharov befasst sich mit den Theorien um die Gründe für den versuchten Mord. Demnach würden viele den Angriff als Racheakt verstehen, heißt es in seinem Blogeintrag.

„Als vorrangige Versionen gelten die berufliche Tätigkeit des Journalisten und seine persönliche Position, die in seinem Blog dargelegt wurde“, wird Wladimir Markin, Sprecher des russischen Ermittlungskomitees, am Montag von RIA Novosti zitiert.

Vermuten die Einen eine der Pro-Kremlin Jugendbewegungen hinter dem Angriff, glauben die Anderen an wirtschaftspolitische Gründe, berichtet Alexey Sidorenko auf globalvoiceonline.org, einer internationalen Blogger-Community. Der Blogger hat allerdings eine andere Theorie: Er sieht im jüngsten Streit zwischen Kaschin und dem Gouverneur des Gebiets Pskow, Andrej Turtschak, eine mögliche Erklärung für die Attacke. Der Journalist habe in seinem Blog behauptet, dass sich der Gouverneur an ihm für seine scharfe Kritik rächen wolle, berichtet Kommersant.

Auch ein kritisches Interview Kaschins mit einem Antifa-Aktivisten könnte den Zorn der Täter auf den Journalisten gelenkt haben. Das Interview führte der Journalist anlässlich der Attacken auf die moskauer Stadtverwaltung im Juli. (Daniela Neubacher/derStandard.at, 9.11.2010)