Istanbul - Nach der Freigabe des islamischen Kopftuches für Studentinnen an Universitäten in der Türkei hat Staatspräsident Abdullah Gül weitergehenden Forderungen aus dem islamischen Lager eine klare Absage erteilt. Wie türkische Medien am Dienstag meldeten, pflichtete Gül seiner Frau Hayrünissa bei, die sich gegen eine Zulassung von Kopftüchern bei Mädchen in der Grundschule ausgesprochen hatte. Gegner der religiös-konservativen Regierung in Ankara befürchten, dass die Kopftuchfreiheit an den Universitäten der Beginn einer Ausbreitung des islamischen Schleiers sein könnte.

Während eines Besuches des türkischen Präsidentenpaares in Großbritannien hatte Hayrünnisa Gül erklärt, es könne nicht sein, dass Grundschülerinnen in der Schule das Kopftuch anlegten. Wenn es bei diesem Thema Unklarheiten geben sollte, würden diese aus der Welt geschafft. Die Äußerungen der türkischen First Lady, die selbst zu den prominentesten Kopftuchträgerinnen des Landes gehört, sorgten in der Türkei für Schlagzeilen. Nun sagte Gül, der vor seiner Wahl zum Präsidenten vor drei Jahren der religiös-konservativen Regierung der Türkei angehörte, er stimme seiner Frau zu.

Mit einer Anweisung an die Universitäten hatte die türkische Hochschulbehörde das langjährige Kopftuchverbot in den Hörsälen im Oktober de facto aufgehoben. Laut der Anweisung dürfen Kopftuch tragende Studentinnen nicht mehr aus dem Hörsaal gewiesen werden. Gül hatte dies begrüßt. Einige radikal-islamische Eltern schickten darauf ihre minderjährigen Töchter mit Kopftüchern zur Schule, wo die Kinder abgewiesen wurden. (APA)