Bei seinem Besuch in Peking will Premier David Cameron "für britische Unternehmen die Trommel rühren". Höhepunkt seiner Zusammenkunft mit Chinas Premier Wen Jiabao war am Dienstag die Unterzeichnung eines 750-Millionen-Pfund Deals, den der Turbinenbauer Rolls-Royce mit China Eastern Airlines ausgehandelt hatte. Cameron: "Wir haben eine einfache Botschaft: Großbritannien hat eine sehr wirtschaftsaffine Regierung und wünscht sich eine viel stärkere Beziehung mit China." Wen sprach von einem "fruchtbaren Besuch".

Mit der Reise an der Spitze einer hochkarätigen Delegation aus einem halben Dutzend Ministern und 43 Firmen-Managern löst Cameron sein Wahlkampf-Versprechen ein, er wolle im Ausland "als Verkaufsleiter" für britische Unternehmen auftreten. Von Menschenrechten und ihrer Verletzung war in London vorab nicht die Rede. In einem Gastbeitrag fürs Wall Street Journal erwähnte der Premier lediglich "Meinungsunterschiede": Diese müssten "mit Respekt und gegenseitigem Verständnis" behandelt werden.

Einen bilateralen Menschenrechts-Dialog hatte die Volksrepublik Ende vergangenen Jahres eingefroren, nachdem die damalige Labour-Regierung scharf gegen die Hinrichtung eines offenbar psychisch kranken britischen Staatsbürgers in China protestiert hatte. Der wegen Drogenschmuggels verurteilte Brite war seit 1951 der erste Europäer, an dem eine Todesstrafe vollstreckt wurde.

Von der Labour-Opposition handelte sich Cameron Kritik wegen seiner Neigung zu bilateraler Außenpolitik ein. In multilateralen Gremien wie G20 verliere GB an Einfluss, argumentiert Schatten-Außenministerin Yvette Cooper. Von Peking aus reist Cameron weiter zum G-20-Gipfel in Seoul.

Neben Rolls-Royce haben auch kleinere Unternehmer neue Handelsverträge unterzeichnet; insgesamt sollen 40 Deals vereinbart werden. Cameron will den bilateralen Handel bis 2015 auf umgerechnet 72 Mrd. Euro ausbauen. (Sebastian Borger aus London/DER STANDARD, Printausgabe, 10.11.2010)