Salzburg - Das Tier wird mit dem Autoscheinwerfer geblendet und noch vom Auto aus mit einem Kleinkalibergewehr mit aufgesetztem Schalldämpfer aus nächster Nähe erschossen. Der Kopf wird abgetrennt und der Kadaver einfach liegen gelassen: Wildererrealität in Österreich im Jahr 2010.

Das - oder gar das Legen von Schlingen - habe jedenfalls nichts mehr mit jener "Sozial- und Wildererromantik" zu tun, die man der Wilderei gerne zuschreibe, sagt der Salzburger Nationalratsabgeordnete Johann Maier (SPÖ). Es gehe nur mehr um die Lust am Jagen, um die Trophäen und nicht mehr darum, dass sich Arme so ab und zu ein Stück Fleisch organisierten.

Der Konsumentenschutzsprecher des SPÖ-Nationalratsklubs hat die Zahlen zum Wild- und Fischdiebstahl in Österreich erhoben. Ergebnis: "Strafanzeigen, Strafverfahren und gerichtliche Verurteilungen haben massiv zugenommen." Im Jahr 2009 wurden insgesamt 507 Strafanzeigen wegen Wilderei oder Schwarzfischerei eingebracht. 2008 waren es nur 376 Anzeigen. Im Bundesländerranking führt Tirol mit 77 vor Salzburg mit 55 Anzeigen.

Strafrahmen

Im vergangenen Jahr kam es zu 120 rechtskräftigen Verurteilungen und zu 58 Diversionsangeboten. Der Strafrahmen reicht laut Paragraph 138 Strafgesetzbuch bis zu drei Jahren Haft; laut Maier sei es aber in keinem Fall zu einer unbedingten Verurteilung gekommen. Die entstandene Schadenssumme wird vom Innenministerium übrigens nicht erfasst.

Besonders auffallend sei die Zunahme von Trophäenwilderern, meint Maier. Derzeit treibe etwa im niederösterreichischen Bezirk Lilienfeld ein Serientäter sein Unwesen. Der Wilddieb jage kapitale Hirsche mit entsprechendem Geweih. Auch im nördlichen Burgenland und im Kärntner Lavanttal beschäftigen Serientäter die Exekutive.

Jäger wildern nicht

Maier will auch die Jägerschaft selbst in die Pflicht nehmen: Er fordert, dass über jene Wilderer, die einen Jagdschein besitzen, eine lebenslange Jagdsperre verhängt werde. Wobei der Anteil von Personen mit Jagdprüfung gering ist: 2009 wurden lediglich acht geprüfte Jäger wegen Wilderei angezeigt. (neu/DER STANDARD-Printausgabe, 10.11.2010)