Sie waren beide irgendwie gerührt, als sie sich vor 14 Tagen den Medien mit ihren Zukunftsplänen präsentierten. Einen Schlussstrich wollen sie ziehen nach all den Jahren des Streits, „das Miteinander" stehe nun im Vordergrund, und so schüttelten einander Steiermarks roter Landeshauptmann Franz Voves und sein ÖVP-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer demonstrativ herzlich die Hände. Es gelte nun die großen Brocken zu stemmen: die Budgetkonsolidierung, den enormen Schuldenberg abzubauen mit dem Ziel eines Nulldefizits 2013. Man habe dafür eine „Reformpartnerschaft" geschlossen, mit den alten Köpfen zwar, dafür mit einem ganz neuen politischen Stil.
Aber kaum ist die neue steirische Koalitionregierung im Amt, blättert auch schon der Lack. Der Fluch des Proporzes macht sich bemerkbar. Die ersten Taten, über die man im Land spricht, sind Postenschachereien. In den landesnahen Gesellschaften sollen die Aufsichtsräte schön harmonisch auf Rot und Schwarz aufgeteilt werden, und damit der Koalitionsfriede gesichert ist, wird im Landesenergiekonzern ein ÖVP-Vorstand zusätzlich installiert.
Die partielle schwarze Einfärbung im Personalbereich ist ganz offensichtlich das rotes Einstandsgeschenk für die neue „Reformpartnerschaft" - aber auch ein Signal an die Wähler, ganz genau hinzuhören, wenn wieder einmal in der Politik von einem „ganz neuen Stil" und einem „ehrlichen Bemühen" um eine neue Kultur in der Politik die Rede ist. (Walter Müller, DER STANDARD, Printausgabe, 10.11.2010)