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Jeder Kunde kann den Hygiene-Schlitten mit einer einfachen Rechtslinks-Bewegung über die Griffstange seines Einkaufswagens schieben und mittels Desinfektionslösung selbst keimfrei machen.

Foto: APA/Oliver Berg

Wien/Klagenfurt - Überall, wo es große Menschenansammlungen gibt, herrscht große Ansteckungsgefahr. Hygieneuntersuchungen haben ergeben, dass vor allem in Einkaufszentren und Supermärkten die Gefahr groß ist, sich über die Griffstangen von Einkaufswagen mit diversen Krankheitserregern wie Erkältungs- und Grippe-Viren, Erregern von Magen-Darminfektionen oder unterschiedlichen Pilzstämmen zu infizieren. Ein kapselartiger Hygieneschlitten mit Desinfektionsfunktion, der an der Griffstange montiert und einfach hin und her zu schieben ist, soll jetzt Abhilfe schaffen. Dieses neue Hygienesystem soll erstmals im Wiener Einkaufszentrum "Riverside" in einem neuen Merkurmarkt getestet werden.

Keimfreie Haltegriffe

Von einem Kärntner erfunden und patentiert, wird der Hygienering von der steirisch-kärntnerischen Firma Ocelan-Hygieneprodukte mit Sitz in Klagenfurt vermarktet. Mit an Bord ist auch der ehemalige Kärntner Gesundheitsmanager und Vorstand der Kärntner Landesspitäler, Franz Sonnberger: "Durch die Desinfektion mit dem Hygieneschlitten erreichen wir eine keimfreie Griffoberfläche. Damit werden virale und bakterielle Übertragungsketten praktisch unterbrochen." Damit könnten Menschen vor Ansteckung geschützt und hohe Kosten für das Gesundheitssystem vermieden werden, sagt Sonnberger.

"Der Hygieneschlitten besteht aus Kunststoff und ist ein Hightech-Produkt", erklärt Gottfried Steiner, dessen steirische Firma IB-Steiner für die Entwicklung verantwortlich zeichnet. Denn die Desinfektionsflüssigkeit (es handelt sich um Fugaten, wie es auch in Spitälern verwendet wird) muss genau dosiert sein, die Griffstangen nach dem Aufsprühen sofort getrocknet werden, damit der Kunde das Desinfektionsmittel nicht direkt auf die Hände bekommt, erklärt Steiner, dessen Firma unter anderem auch neuartige Technologien für die Automobil- und Luftfahrtindustrie entwickelt. Um bedarfsgerecht produzieren zu können, hat man sich auch vom Weltmarktführer für Einkaufswägen, der Firma Wanzl, beraten lassen.

Laut dermatologischem Gutachten der Med-Uni Graz besteht keinerlei Gefahr für allergische Hautreaktionen. Das Institut für Lebensmittelwissenschaft an der Wiener Universität für Bodenkultur bescheinigt die volle Wirksamkeit des neuen Desinfektionssystems für Einkaufswagen. Es könne davon ausgegangen werden, "dass der Einkaufswagengriff, mit dieser Vorrichtung desinfiziert und gereinigt, als Vektor für Keime praktisch ausscheidet", heißt es im Gutachten. Jetzt ist die Gesundheitsbehörde am Zug.

Der Handelskonzern Rewe-Merkur will den "keimfreien Einkaufswagen" danach erstmals ab Jänner 2011 testen. Vorerst für ein Jahr: "Als zusätzliches Service für unsere Kunden", sagt Rewe-Pressesprecherin Corinna Tinkler. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, Printausgabe, 10.11.2010)