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Foto: Reuters

Jetzt wird alles wieder gut. Mögen jenseits des großen Teichs die Amerikaner die Märkte mit Bargeld fluten, möge im großen Teich die irische Insel kentern - in Österreich wird alles gut. Ja, die Banken werden ihre neue Steuer an die Kunden weiterreichen, aber das überrascht auch nur die SPÖ und ihre Geschäftsführerin Laura Rudas. Doch vielleicht ist die Frau, die ja an die Existenz von guten und bösen Steuern glaubt, im ORF-Stiftungsrat kompetent unterwegs, dort kennt man ja noch Gut und Böse.

Wie auch immer, uns kann das alles nicht erschüttern, wir ziehen uns zurück. Wir gehen stricken. Vergessen sei die Unbill der Weltwirtschaft und das kleine österreichische Elend, wir schnappen unsere Stricknadeln und frönen dem jüngsten Trend: Gruppenstricken.

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Bei Kaffee und Kuchen, bei Cola oder Gspritztem, sanft angeleitet von ambitionierten Gruppenvorstrickern erledigen wir sozusagen gleich zwei Maschen auf einen Umschlag. Vergessen gemeinsam das Welten-elend und endlich auch die in unsere Erinnerung festgehäkelten Tiraden der strengen Strickhauben auftrennenden Handarbeitslehrerin.

Wen Stricken nicht so freut, der geht vielleicht zum Blue-Jeans-Gruppennähen, ja, und wem das auch nichts gibt, dem bleibt immer noch der Rasierkurs in der Wiener Innenstadt, Neigungsgruppe Nassrasieren (Gruß an Kreisky). Vorwärts, zurück ins Biedermeier. (Renate Graber, DER STANDARD, Printausgabe, 10.11.2010)