Linz - Die unter Denkmalschutz stehende Linzer Tabakfabrik, deren künftige Nutzung vorerst unklar ist, feiert ihr 75-Jahr-Jubiläum mit einem Tag der offenen Tür am Freitag - ab 10 Uhr mit geladenen Gästen, von 12 bis 19 Uhr öffentlich. Ihre besondere Architektur und deren Erschaffer Peter Behrens (1868-1940) sollen neben einem Kunstblock im Mittelpunkt stehen. Der Geschäftsführer der Tabakfabrik Linz Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft mbH Reinhard Niedermayr und sein Assistent Christian Rois stellten das Programm am Mittwoch in einer Pressekonferenz vor. Ein bisher privater Raum - die Produktion wurde 2009 eingestellt - solle zum öffentlichen werden, betonte Rois.

"Jeder Linzer Volksschüler am Ende der vierten Klasse soll einmal wissen, wer Peter Behrens war, um es überspitzt zu formulieren", erklärte Niedermayr es als Ziel, den Architekten des Industriebaus im Bewusstsein der Linzer zu verankern. Denn Behrens sei zu seiner Zeit ein Weltstar und Visionär gewesen, der im Bau der Tabakfabrik (1929 - 1935) seine Erfindung des "corporate design" umgesetzt habe. Wegen ihrer bedeutenden Geschichte solle die Marke Tabakfabrik als solche erhalten bleiben.

Behrens habe ein Kunstwerk aus einem Guss geschaffen, das die Arbeiterschaft mit Kunst befruchten solle. Zeugnisse davon, wie ein Gemälde in der Lösehalle, die Mosaikuhr an der Donaulände und ein Relief beim ursprünglichen Haupteingang seien immer noch zu sehen. Auf den geführten (nicht barrierefreien) Rundgängen im Zweistundentakt und in einem Film über Behrens können sich die Besucher davon am Tag der offenen Tür überzeugen. Ab 15. November wird jeweils montags ab 16.00 Uhr eine Führung Einblicke in das architektonisch herausragende Bauwerk geben.

Zwei Projekte werden am Freitag vorgestellt: die Ouvertüre des Musicals "Veronika beschließt zu sterben" des oö. Vereines Kultur pur nach dem Buch von Paulo Coelho, das am 11. November 2011 uraufgeführt wird, und Ausschnitte des Theaterstücks "Der Lechner Edi schaut ins Paradies" von Jury Soyfer der Linzer bühne04, das am Donnerstag Premiere feiert.

Auch bei der Endnutzung des über 38.000 Quadratmeter großen Areals, die bis 2013 feststehen soll, solle die Öffentlichkeit nicht ausgeschlossen bleiben, sagte Niedermayr. Für die Zwischennutzung bis dahin gebe es schon viele Anfragen. In einer Sitzung des Aufsichtsrates am nächsten Freitag werden die Miettarife für die Flächen beschlossen, ein kommerzieller, einer für Vereine und Organisationen sowie ein kultureller sollen es werden. Dazu bedürfe es eines "ausgeklügelten steuerrechtlichen Systems" so Niedermayr. In den nächsten zwei bis drei Jahren "soll eine interessante Vielfalt" Einzug halten, das Haus solle "keine Mononutzung erfahren", sagte Rois. Die Entscheidungen werden im Gremium des Zwischennutzungsausschuss getroffen. (APA)