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Autowrack nach dem Anschlag in Bagdad.

Foto: EPA/MOHAMMED JALIL

Bagdad - Bei einer Anschlagsserie gegen Christen in Bagdad sind am Mittwoch mindestens fünf Menschen getötet worden. Wie die Polizei mitteilte, explodierten in der Früh innerhalb von einer Stunde elf Sprengsätze in überwiegend von der christlichen Minderheit bewohnten Bezirken der irakischen Hauptstadt. Mehr als 20 Menschen erlitten nach Angaben der Sicherheitskräfte Verletzungen.

Erst am Dienstagabend war im Westen der Stadt eine ähnliche Anschlagsserie gegen drei Häuser von Christen verübt worden. Weil die Häuser leer standen, wurde dabei jedoch niemand verletzt. In der vergangenen Woche waren in Bagdad bei einer Geiselnahme in einer katholischen Kirche Dutzende Christen ums Leben gekommen. Zu dem Überfall bekannte sich eine islamistische Gruppierung mit Verbindungen zu Al-Kaida. Auf extremistischen Websites war kurz darauf mit weiteren Anschlägen gegen irakische Christen gedroht worden.

"Was können wir tun? Sie jagen die Christen in allen Bagdader Stadtteilen", klagte der aufgewühlte chaldäisch-katholische Patriarch Kardinal Emmanuel III. Delly im Telefongespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Die Christen könnten die Angreifer nicht aufhalten. "Wir können nur zu Gott beten, dass er diese Verbrechen beendet."

Der christliche Abgeordnete Jonadam Kanna sagte, es sei ganz offensichtlich das Ziel der Terroristen, die letzten Christen aus dem Irak zu vertreiben. Dies dürfe nicht passieren.

Am Dienstag hatte der amtierende Ministerpräsident Nuri al-Maliki die katholische Kirche besucht, die am 31. Oktober während einer Messe von islamistischen Terroristen überfallen worden war. Er drückte seine Solidarität mit den Christen aus, die den Staat ihrerseits um mehr Schutz baten. Die Geiselnahme, die von der Polizei mit Gewalt beendet worden war, hatte 58 Menschen das Leben gekostet, darunter fünf Geiselnehmer.

Die christliche Gemeinde im Irak, eine der ältesten der Welt, ist bereits seit Jahren mit einem andauernden Exodus ihrer Mitglieder konfrontiert, die von Anschlägen und Entführungen angeheizt wird. Mehr als die Hälfte der irakischen Christen hat seit dem US-Einmarsch 2003 bereits ihre Heimat verlassen. (APA/dapd/dpa/Reuters)