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Jogi Löw als Zaungast.

Foto: APA/dpa Bernd Weißbrod

Frankfurt/Main - Das letzte Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im WM-Jahr 2010 wird zur Bühne für die Bundesliga-Himmelsstürmer: Bundestrainer Joachim Löw nominiert für die Partie am kommenden Mittwoch (20.30 Uhr/ARD) in Göteborg mit den Mainzer Shootingstars Lewis Holtby und Andre Schürrle sowie den Dortmunder Talenten Mario Götze und Marcel Schmelzer gleich vier Spieler ohne Länderspielerfahrung. Zudem erhalten die Dortmunder Mats Hummels und Kevin Großkreutz eine weitere Bewährungschance beim WM-Dritten.

Kein Schnupperkurs

Schon vor der offiziellen Bekanntgabe seines Kaders am Donnerstag machte Löw jedoch deutlich, dass es sich für die sechs Nachwuchshoffnungen beim Spiel in Schweden nicht um einen reinen Schnupperkurs handelt. "Die Spieler haben mich zuletzt sehr beeindruckt, sie sind sehr entwicklungsfähig. Aber meine Ansprüche und meine Messlatte sind sehr, sehr hoch. Ob sie den Ansprüchen genügen und bei der Nationalmannschaft eine tragende Rolle spielen werden, ist erst in einigen Monaten, vielleicht auch Jahren zu beantworten", sagte Löw.

Es werde sich erst noch zeigen, ob Spieler wie Götze oder Holtby "bei einer WM gegen Spanien, Argentinien, England oder Italien Akzente setzen und auch Titel gewinnen können". Die Bundesliga sei nicht mit einer Welt- oder Europameisterschaft zu vergleichen, "da spielen dann ein Xavi oder ein Iniesta". Während Holtby, Schürrle und Götze erstmals im Aufgebot des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) stehen, haben Hummels und Großkreutz bereits ein Länderspiel auf dem Konto.

Löw-Konter

Zudem konterte Löw, der zuletzt einige Tage in Florida ausspannte und am Mittwoch zum Gedenken an Nationalkeeper Robert Enke an dessen Grab in Empede einen Kranz niederlegte, die fortwährende Kritik, er würde zu viele junge Spieler zu schnell zu Nationalspielern machen. "Die Argumente, dass man früher über zwei, drei Jahre gute Leistungen bringen musste, bevor es zur Nationalelf ging, zählen bei mir nicht. Wenn ich das Gefühl habe, ein Spieler passt zu unser Philosophie, werde ich ihn berufen. Das kann auch schon mal nach wenigen Wochen passieren", sagte Löw der Bild-Zeitung.

Das ändert jedoch nichts daran, dass Löw gerne ein noch größeres Reservoir an Nachwuchskräften hätte. Denn der Bundestrainer sieht in Deutschland "nicht unzählig viele Talente". Besonders auf der linken Abwehrseite bestehe weiterhin ein großes Vakuum. Da sehe er "keine unendlich hohe Zahl", sagte Löw. Auch im Angriff rückt nach Angaben des Bundestrainers zu wenig Qualität nach.

Leidtragender der Experimente von Löw zum Jahresabschluss wird nichtsdestotrotz U21-Nationaltrainer Rainer Adrion sein. Beim Länderspiel der U21 gegen England am kommenden Dienstag in Wiesbaden wird Adrion nur ein Teil seines Stammkaders zur Verfügung stehen. Doch das darf Adrion nicht stören. Nach der verpassten EM-Teilnahme der U21 gilt derzeit das ganze Augenmerk auf der Entwicklung der A-Nationalmannschaft im Hinblick auf die EM 2012 in Polen und der Ukraine.

"Der Traum eines jeden Fußballers"

Am nächsten großen Turnier des A-Teams wollen natürlich auch die Mainzer Shootingstars Schürrle und Holtby teilnehmen, deren Formkurve bei den Rheinhessen zuletzt aber leicht nach unten zeigte. "Mit einer Nominierung für die Nationalmannschaft wird ein Traum wahr", sagte Holtby, der in dieser Saison bereits sieben Tore vorbereitete und zwei Treffer selbst erzielte. Schürrle meinte: "Mit den besten Spielern Deutschlands gegen andere Länder anzutreten, das habe ich mir als Kind immer ausgemalt. Die Nationalmannschaft ist der Traum eines jeden Fußballers."

Verzichten muss Löw beim letzten Länderspiel des Jahres auf die beiden verletzten Stürmer Miroslav Klose und Stefan Kießling. Zudem fehlen weiter Michael Ballack und Arne Friedrich. Wahrscheinlich ist zudem, dass Löw Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm eine Pause gönnt. "Wir haben den Hinweis gekriegt, dass auf unsere Spieler schon etwas Rücksicht genommen wird und der ein oder andere eine Verschnaufpause erhält. Das ist nicht nur im Sinne der Bayern, das ist im Sinne der ganzen Liga, denn wir müssen ja in der Champions League wichtige Punkte für die Bundesliga gewinnen", sagte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Mittwoch. (SID)