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Die steigende Lebenserwartung hat viele gute Seiten. Für die Sozialsysteme bringt sie aber stark anwachsende Kosten, die auf die Bonität des Landes drücken könnten.

Foto: APA/Uwe Zucchi

Steigende Ausgaben für Gesundheit und Pensionen bedrohen langfristig Österreichs Bonitätsstufe AAA, meint die Ratingagentur Standard & Poor's. Die Verschuldung würde sich fast verfünffachen.

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Wien - Österreich rennen die sogenannten alterungsbedingten Kosten davon. Die Ratingagentur Standard & Poors's sagt dem Land einen deutlichen Anstieg der Ausgaben für Gesundheit und Pensionen von derzeit 21,5 auf 29,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2050 voraus. Sollte dieser Trend nicht gestoppt werden, hätte das fatale Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit des Landes.

S&P rechnet damit, dass die Top-Bonitätsstufe Österreichs - AAA - in zehn Jahren um zwei Schritte auf AA reduziert werde. Ab 2040 werde das Land mit dem Status BB+ nur noch Ramschanleihen begeben können - offiziell heißt das spekulatives Investment. Exakt auf diesem Niveau wird derzeit Griechenland eingestuft.

Die aktuellen Maßnahmen der Regierung - Finanzminister Josef Pröll sprach ja vom Weg aus der Schuldenfalle - sind aus der Sicht der Ratingagentur keineswegs ausreichend. Man sehe "keine umfassende Politik, mit der Nachhaltigkeit der österreichischen Finanzen unterstützt wird", heißt es in dem von 9. November datierten Bericht, der dem Standard vorliegt. Die demografische Entwicklung wird so charakterisiert: Während der Anteil der Beschäftigten bis 2050 von derzeit 67,5 Prozent auf 58,3 Prozent fällt, schnellt der Anteil der Generation 65+ (im Verhältnis zu den 15- bis 64-Jährigen) im selben Zeitraum von 26 auf 48 Prozent.

Das drücke nicht nur auf das Budget, sondern auch auf das Wachstum, heißt es. Die damit verbundenen Ausgabensteigerungen fallen laut Standard & Poor's stärker aus als im Durchschnitt der Industriestaaten. Die dadurch entstehenden Haushaltsdefizite wachsen somit kontinuierlich an, wenn nicht gegengesteuert werde. 2030 wird Österreich nach dieser Simulation bei der Neuverschuldung die Zehn-Prozent-Grenze überschreiten. Entsprechend rasant würden dann die gesamten Verbindlichkeiten wachsen: Von derzeit gut 70 Prozent des BIPs auf mehr als 100 Prozent im Jahr 2025 und dann weiter auf 328,7 Prozent in 40 Jahren.

Die Analyse zeigt aber auch, dass es selbst bei deutlichen Korrekturen für das Land eng wird. Würde Österreich sein Defizit bis 2016 auf Null zurückfahren, erwartet Standard & Poor's dennoch in weiterer Folge wegen der steigenden alterungsbedingten Kosten eine Rückkehr in die Schuldenpolitik. Das AAA würde dann erst im Jahr 2040 wegfallen. (as, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.11.2010)