Auch wenn es im Währungsstreit wenig Bewegung gibt, könnte der G-20-Gipfel in Seoul trotzdem Fortschritte bei der Regulierung der globalen Finanzbranche bringen.

- Basel III Die Staats- und Regierungschefs werden aller Voraussicht nach die neuen sogenannten Basel-III-Regeln beschließen. Die Folge: Die Banken müssen künftig mehr und qualitativ hochwertigeres Eigenkapital vorhalten als bisher, um für neue Krisen gerüstet zu sein. Von 2013 bis 2019 steigen die Kapitalanforderungen auf mehr als das Dreifache. Der deutsche Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen spricht vollmundig vom "Herzstück" der Reformen am Finanzsektor.

Die entscheidende Frage wird jedoch sein, ob die USA das neue Regelwerk auch in der Praxis umsetzen. Das Vorgängerwerk Basel II wurde schließlich auch nie mit Leben erfüllt.

- Derivate Darüber hinaus wird der Gipfel wohl für mehr Transparenz bei den multimilliardenschweren Derivate-Geschäften sorgen, die bisher außerhalb von amtlichen Handelsplattformen liefen. Und auch die Abhängigkeit von den im Gefolge der Krise heftig kritisierten externen Ratings soll vermindert werden. Prinzipien dazu will die G-20 beschließen. Auf EU-Ebene gibt es dazu bereits einen konkreten Vorschlag.

- Bankinsolvenzen Noch keine Lösung gibt es für die Frage, wie mit Banken umgegangen werden soll, die im Falle der Insolvenz ganze Volkswirtschaften mitreißen können. Dieses Problem werde auf 2011 vertagt, kündigte Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel im Vorfeld an. Zur Erinnerung: Die Pleite der US-Großbank Lehman Brothers gilt als Ausgangspunkt der Weltwirtschaftskrise. Noch konnte man sich aber nicht darauf verständigen, welche Institute als systemrelevant gelten. Laut Financial Times könnten an systemrelevante Banken zusätzliche Mindest-Eigenkapitalanforderungen gestellt werden. Diskutiert wird demnach auch, zwei Gruppen von Banken zu schaffen. So würden die meisten großen Banken in Asien auf einer zweiten Liste von Instituten stehen, deren Pleite nur auf ihrem Heimatmarkt Kreise zöge. Offiziell werden diese Pläne aber dementiert.

- IWF-Reform Kein Streitthema mehr ist die Neuordnung der Machtverhältnisse beim Internationalen Währungsfonds. Dynamische Schwellenländer erhalten mehr Einfluss, Industrieländer geben Macht ab.

- Entwicklungshilfe Die G-20 werden auch erstmals über Entwicklungsthemen sprechen. Geplant ist ein Aktionsplan mit Säulen wie Infrastruktur, Bildung, Handel, Investitionen oder Ernährungssicherheit. Der Schwerpunkt liegt weniger auf Finanzzusagen, als vielmehr auf der Förderung von Wachstum und der Beteiligung des Privatsektors.

- Energie Und schließlich steht auch der Abbau von Energiesubventionen auf der Tagesordnung - etwa im Kohle- und Erdölbereich. Die Staatshilfen für fossile Energieträger wurden 2008 auf 560 Mrd. Euro geschätzt. Thema sind auch Engpässe auf dem von China beherrschten Markt für "seltene Erden", die für Hightech-Produkte wichtig sind. (Reuters, go, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.11.2010)