Wien - Laut einem Online-Bericht des "Industriemagazins" hat die
Kärntner Hypo Alpe Adria Bank einen Konkursantrag gegen Thomas Streimelweger,
den Chef des börsenotierten IT-Unternehmens S&T, eingebracht. Das Geldhaus
wolle die Pfandrechte, die sie an den Privatimmobilien und den Firmenanteilen
Streimelwegers halte, verwerten. Banker hätten befürchtet, dass der Manager
vorgehabt hätte, zur Entschuldung in den nächsten Wochen nach London zu
übersiedeln. Streimelweger wies all dies als "von vorne bis
hinten falsch" zurück, die Hypo Alpe Adria gab keine
Stellungnahme ab.
Weder sei gegen ihn ein Konkursantrag eingebracht
worden, noch wandere er nach England aus, sagte Streimelweger. Auf Nachfrage
schloss er aus, dass, wie in der Branche befürchtet, über ihm oder S&T in
nächster Zeit der Konkurs eröffnet werden könnte.
Wie das
"Industriemagazin" unter Berufung auf Bankenkreise schreibt, hat der Gründer,
Chef und Großaktionär von S&T seit Juli keine Raten mehr bedient, was dieser
allerdings dementiert. Wegen der angeblichen London-Pläne, so das Magazin
weiter, seien die Banken - "allen voran die Kärntner Hypo Alpe Adria" -
aufgeschreckt und hätten Antrag auf Privatkonkurs gegen das Privatvermögen von
Streimelweger gestellt. Das britische Insolvenzrecht gelte als äußerst
schuldnerfreundlich, daher könnte ein Umzug die Gläubiger in Schwierigkeiten
bringen.
Kein Kommentar
Bei der Hypo Alpe Adria wollte man den Bericht weder dementieren noch bestätigen. "Wir kommentieren das nicht", so ein
Sprecher. Und weiter: "Zum Thema London liegen uns keine Informationen
vor."
Dass Streimelweger, wie schon früher kolportiert, bei der Hypo und
der Investkredit mehr als 12 Mio. Euro Schulden angehäuft haben soll, wies
dieser als "völligen Unsinn" zurück. "Ich habe mit allen
Banken ein geregeltes Verhältnis." Zwar habe er "ein paar private Kredite", die
Größenordnung von 12 Mio. Euro stimme aber nicht.
Dem Vernehmen nach hat
Streimelweger auch Probleme mit der Investkredit. Auf die Frage, ob auch diese
einen Konkursantrag gegen den S&T-Boss gestellt hat, sagte eine
Banksprecherin: "Wir haben keinen Konkursantrag gegen die
Privatperson Streimelweger gestellt. Das liegt nicht in unserem Interesse. So
weit wären wir nicht gegangen."
Zwei Involvierte meinten gegenüber der
APA heute, dass Streimelweger in großen finanziellen Schwierigkeiten stecke und
ihm die Banken schon seit längerem auf die Zehen stiegen. Das Industriemagazin
behauptet: "Dass der Konkurs in den kommenden Tagen auch formal eröffnet wird,
ist absehbar: Es existieren Pfandrechte auf ein Penthouse über dem
Wörthersee-Luxushotel Aenea, der Villa im Wiener Nobelbezirk Döbling und auf
große Teile seiner S&T-Aktien."
"Alles erlogen", sagt Streimelweger
dazu.
Auch Branchengerüchte, wonach S&T das Wasser bis zum Hals
stehe, wies Streimelweger zurück. Es fänden "ganz normale" Verhandlungen mit
Banken über die langfristige Finanzierung statt. Die langfristigen
Verbindlichkeiten des Unternehmens bezifferte er mit rund 55 Mio. Euro. Für etwa
ein Drittel der Schulden wolle S&T in Kürze eine Garantie der
Oesterreichischen Kontrollbank (OeKB) beantragen. "Der Rest wird langfristig
weiterfinanziert."
Dass sich jetzt auch der S&T-Aufsichtsrat gegen
ihn, Streimelweger, wende, stimme ebenfalls nicht.
"Vier schlechte Quartale"
"Natürlich", räumte
Streimelweger ein, hatten wir vier schlechte Quartale. Aber "das ist in keiner
Weise dramatisch." Das vierte Quartal werde auf jeden Fall besser ausfallen als
das dritte. In den ersten neun Monaten des Jahres hat S&T einen operativen
Verlust (Ebit) von 14 Mio. Euro eingefahren.
Wie es auf der
Eigentümerseite mit S&T weitergehen soll, ist noch unklar. Knapp 30 Prozent
der Anteile hält ja die pleitegegangenen Kärntner Finanzgruppe AvW - nunmehr
liegt das Paket in Händen der AvW-Masseverwalter. Streimelweger zufolge gibt es
"keinen Hinweis", dass der Verkauf der Anteile noch heuer über die Bühne gehen
soll. Zumal sich jetzt das operative Geschäft von S&T verbessere und der
Aktienkurs wieder steigen werde. Wen sich Streimelweger als neuen Großaktionär
wünscht? "Eher eine große internationale Firma, die zu uns passt." Er habe
"mehrere im Auge", unter anderem Unternehmen aus Skandinavien, Asien und den
USA, sagte er.
Im Oktober ist der Einstieg des Sanierers Erhard Grossnigg
bei S&T geplatzt, weil "gewisse Bedingungen" nicht eingetreten sind, so
S&T damals. Grossnigg wollte die Kontrolle über S&T und hätte vorgehabt,
seine Stimm- und Kontrollrechte an der S&T gemeinsam mit Streimelweger
auszuüben. Grossnigg und Streimelweger hätten dann zusammen 68 Prozent der
Papiere gehalten. Derzeit hält Streimelweger - unmittelbar und über die "Hygiene
Holding" - knapp 27 Prozent an S&T. Die BAWAG ist mit 5,04 Prozent
beteiligt, 38,8 Prozent befinden sich laut Datencompass im Besitz
institutioneller Anleger bzw. in Streubesitz.
Banken sitzen auf Villa in Döbling
Im August dieses Jahres hat die Investkredit für die Villa von Streimelweger ein Versteigerungsverfahren eingeleitet. Sie will damit eine vollstreckbare Forderung von 4 Mio. Euro samt Zinsen hereinbringen, geht aus dem Grundbuchauszug hervor. Die Liegenschaft im Wiener Nobelbezirk Döbling ist 1.135 Quadratmeter groß. Außerdem ist im Grundbuch seit 2001 ein Pfandrecht der Volksbank in der Höhe von 2,4 Mio. Euro eingetragen. (APA)