Wien - Auf Wachstumskurs befindet sich die Generali-Gruppe in Österreich. Bis September stiegen die Einnahmen heuer um 4,3 Prozent auf 1,938 Mrd. Euro. Damit übertrifft man die Verbandsprognose von 1,7 Prozent für den Gesamtmarkt deutlich, so Österreich-Chef Luciano Cirina. Besonders deutlich expandierte dabei die Lebensversicherung mit einem Plus von 10,4 Prozent auf 719 Mio. Euro, die sich besonders gut über die Tochter BAWAG P.S.K. Versicherung verkaufte. In Schaden/Unfall wurde mit 1,051 Mrd. Euro um 0,7 Prozent mehr eingenommen. Die Auto-Versicherungen legten mit minus 0,5 Prozent auf 422 Mio. Euro leicht den Rückwärtsgang ein. Dafür expandierte die Krankensparte um 3,7 Prozent auf 168 Mio. Euro.

In der Lebensversicherung wuchs Generali deutlich stärker als die Verbands-Wachstumsprognose. Besonders boomten dabei klassische Lebens-Polizzen, in die von Kunden der Gruppe mit 493 Mio. Euro um 18,5 Prozent mehr investiert wurde als ein Jahr zuvor. Zum Wachstum beigetragen habe sicher auch die mit 4 Prozent im Branchenvergleich hohe Gesamtverzinsung auf den veranlagten Teil, so der für Personenversicherung zuständige Vorstandsdirektor Peter Thirring. Im Generali-Gesamtbestand betrage die Verzinsung aktuell 3 Prozent.

Bereits fast 30 Prozent der Lebens-Prämie steuerte die BAWAG P.S.K. Versicherung bei, die hier bis September mit einem Plus von 36 Prozent auf 214 Mio. Euro aufwartete. In der klassischen Leben konnte die Generali-Tochter sogar um über 52 Prozent zulegen. Wie berichtet will die Versicherungsgruppe den Bankenvertrieb noch intensivieren. Weitere 505 Mio. Euro (+2,3 Prozent) an Lebens-Prämien spielte die Generali Versicherung ein, hier kletterte die "klassische" um 6,0 Prozent auf 323 Mio. Euro. In der betrieblichen Lebensversicherung nahm Generali mit 52 Mio. Euro um 8,9 Prozent mehr ein.

Weniger Storno

Die Stornoquote in der Lebensversicherung (Rückkäufe und Prämienfreistellungen) hat sich laut Thirring gegenüber 2009 um ein Viertel abgeschwächt und liegt jetzt mit nur 1,3 Prozent bezogen auf den Gesamtbestand sogar unter dem Niveau von 2008. In der Neuproduktion würden jetzt nur 30 Prozent auf Fondspolizzen entfallen, eine völlige Umkehrung. "Die Kunden bevorzugen Sicherheit", so Thirring. Fondsgebundene ohne Garantien gebe es keine mehr. Auch die Diskussion um die Sanierung des staatlichen Pensionssystems und die tendenziell sinkenden Nettoersatzraten würden sich als Treiber auswirken. Der von der Finanzmarktaufsicht (FMA) verordnete Garantiezinssatz in Leben wird mit 1. April 2011 von derzeit 2,25 auf 2,0 Prozent sinken, sagt Thirring. Er persönlich gehe jedoch von wieder steigenden Zinsen aus.

Wenn die Veranlagung in Wertpapiere in der Sparte Leben auch von der neuen "Wertpapier-KESt" verschont bleibt, wäre dies schon komparativer Vorteil für Lebenspolizzen gegenüber anderen Vorsorgeprodukten, etwa Fondssparbriefen, so Thirring. Und die Ausdehnung der steuerlich relevanten "Mindest-Liegezeit" von 10 auf 15 Jahre für Einmalerläge, damit die Versicherungssteuer nur 4 statt 11 Prozent beträgt, könne wohl nur für Neuverträge zum Tragen kommen.

Die Zukunftsvorsorge als Rentenprodukt mit Kapitalgarantie sei auch künftig ein besonders attraktives Produkt, betont der Vorstandsdirektor: "Man hat dann lebenslang eine steuerfreie Rente." Bei klassischen Lebenspolizzen sei das anders, "die sind nicht gefördert und auch nicht steuerfrei". Freilich gebe es bei der Zukunftsvorsorge auch schon "eine gewisse Sättigung am Markt".

Schaden/Unfall, die mit 54 Prozent Anteil größte Spartengruppe, wuchs bei der Generali Versicherung nur um 0,3 Prozent auf 1,007 Mrd. Euro, wobei laut Sach-Vorstand Walter Kupec die Auto-Versicherung mit einem Einnahmenrückgang um 0,5 Prozent auf 422 Mio. Euro weiter unter Druck stand und das Firmengeschäft ein Nullwachstum aufwies. Vom privaten Sektor kam dagegen zusätzliche Nachfrage von über zwei Prozent in Haushalts-, Eigenheim- bzw. Sturmschadenversicherung.

Autosektor stabil

Der Autosektor war laut Kupec heuer unerwartet stabil. Bei in Summe mehr Verträgen hat sich aber die Durchschnittsprämie verringert, da vermehrt leistungsschwächere und billigere Fahrzeuge angeschafft werden. "Wir sind mit hohem Abstand Marktführer in Auto und können diese Position sehr gut aufrechthalten. Vielleicht können wir 2010 den Markt sogar leicht outperformen", hofft Kupec.

Mit Sach- und Haftpflichtversicherungen nahm Generali bis September mit 496 Mio. Euro um 0,8 Prozent mehr ein. Davon entfielen 209 Mio. Euro (+2,1 Prozent) auf Privatversicherungen und 287 Mio. (-0,1 Prozent) auf betriebliche Absicherungen. Das Segment Unfallversicherung - inklusive Betriebsunterbrechung für Freiberufler - wuchs um 1,6 Prozent auf 89 Mio. Euro.

Als größter heimischer Rechtsschutzversicherer besonders betroffen ist Generali durch anhängige Streitigkeiten zu AvW, Immofinanz/AWD, Meinl, MEL usw. Dafür muss Generali heuer 3 Mio. Euro ihren Kunden bereitstellen, ein Zehntel mehr als 2009. "Die Anstiege sind erheblich - und wir rechnen, dass das noch einige Jahre anhält", sagt Kupec. Für den Gesamtmarkt schätzt man das Volumen auf 15 Mio. Euro.

Stärkster Ergebnistreiber für Generali im heurigen Jahr war laut Kupec das Ausbleiben großer Elementarereignisse wie die Hagelschäden im Vorjahr. Davon sei die gesamte Branche heuer verschont geblieben. Generali werde heuer vermutlich nur halb so viel für die Folgen von Umweltereignissen aufwenden müssen wie 2009.

In der privaten Krankenversicherung erzielte Generali bis September 3,7 Prozent Prämienplus auf 168 Mio. Euro. Das liege über der Marktprognose von plus 2,8 Prozent für das Gesamtjahr. Die private Pflegeversicherung stecke noch "in den Kinderschuhen", werde aber immer mehr zum Thema werden. Der Bedarf sei hier zweifellos hoch. Die staatliche Variante werde "überraschend gekürzt", aber es sei auch klar, dass der Staat nicht alles schultern könne.(APA)