Sein Geschäft ist der Tod. Eine Berufsberatung brauchte Isaiah Owens, Bestattungsunternehmer aus Harlem und einer der Protagonisten in Andrea Morgenthalers Dokumentarfilm "Rest in Peace", wohl nie. Bereits als Junge hat er Frösche ausgestopft und in Bierdosen beigesetzt. Heute spritzt er menschliche Körper mit Flüssiggewebe auf und polstert Augenhöhlen mit Watte aus. Ein Anblick für Abgehärtete.
An acht Schauplätzen zeigt die Regisseurin Menschen, die sich mit Toten beschäftigen. Mit Ausnahme der Station Mexiko, wo man die Seelen der Verstorbenen feiert, geht es dabei stets um die Arbeit mit den Körpern. In Bukarest werden Maden aus dem Genitalbereich entnommen, in Hamburg Knochen für Gewebetransplantationen ausgelöst, in Phoenix die sterblichen Überreste der zahlenden Kundschaft für eine mögliche Zukunft tiefgefroren.
Das bestätigt den Verdacht, dass Menschen, die beruflich mit Leichen zu tun haben, sehr eigene Charaktere sind. Neben Isaiah Owens, der sich vom Froschbestatter zum Drogensüchtigen und dann zum Bestatter gewandelt hat, sieht man den Kriminalbiologen und Medienstar Mark Benecke oder den Maler Harald Köck, der durch das Pathologische Institut in Wien streift, um die gewonnenen Eindrücke vom Leichenzersägen später in künstlerische Werke zu verwandeln. Bei all den Arbeiten am Körper ist die Kamera von Enzo Brandner zumeist ganz nah am grausigen Geschehen. Zugehaltene Augen werden keine Seltenheit im Kinosaal sein.
Wer doch zu schauen wagt, wird mit großartigen Bildern belohnt. Besonders eindrücklich ist der Besuch bei einem Feuerbestatter in Pashupatinat, Nepal. Seine Arbeit ist so wichtig wie entbehrungsreich, der Lohn reicht indes kaum zum Überleben, das gesellschaftliche Ansehen ist gleich null. Im Wasser des heiligen Flusses Bagmati wäscht er Leichen, um sie nach der Feuerübergabe auf einem zuvor errichteten Scheiterhaufen zu verbrennen. Während das Feuer knistert, raucht Gyan eine Zigarette, springen Affen über die Dächer, versucht ein Zeitungsjunge mit lauten Rufen sein Blatt an die Leserschaft zu bringen. Seine Nachricht von den jüngsten Versuchen, den nepalesischen Premierminister zu entmachten, könnte für die Anwesenden unbedeutender kaum sein. (wal / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.11.2010)