Wien - Österreichs Windkraftbranche steht zurzeit unter besonderem Stress. Weil es wegen einer unsicheren Gesetzeslage Stillstand beim Aufstellen neuer Windräder gab, ist nach Wegfall dieser Unsicherheit die Betriebsamkeit jetzt umso heftiger.

Die für die Abwicklung der Ökostromförderung zuständige OeMAG ist nach den im Februar von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner verordneten Einspeistarifen mit Anträgen förmlich bombardiert worden. Obwohl der mit 21 Millionen Euro dotierte Fördertopf (2,1 Mio. für Fotovoltaik; 18,9 Mio. für Wind, Biogas, Biomasse und Geothermie) für Neuanlagen längst ausgeschöpft ist, geht der Ansturm weiter.

Nur wer bis Ende 2010 einen Antrag einbringt, hat Anspruch auf 9,7 (Marktpreis derzeit: rund 5,3) Cent je Kilowattstunde (kWh) Strom aus noch zu errichtenden Windkraftanlagen. Ob es die 9,7 Cent nächstes Jahr noch geben wird, ist offen. Und selbst die jetzt gesicherten 9,7 Cent könnten im einen oder anderen Fall wackeln, befürchtet die IG Windkraft, Interessenverband der Windparkbetreiber. Grund ist der erneute Rückstau, der sich gebildet hat, weil die Mittel im Fördertopf beschränkt sind. Wer drei Jahre nach Antragstellung nicht am Netz ist, kippt von der Warteliste und muss das Projekt neu einreichen.

"Der Fördertopf der OeMAG ist virtuell und dient als Maßgröße, wie viele Verträge pro Jahr geschlossen werden können", sagte der Geschäftsführer der IG Windkraft, Stefan Moidl dem Standard. Seine Forderung: Die OeMAG sollte ermächtigt werden, für alle eingegangenen Anträge Verträge abzuschließen. Zahlungen würden erst fällig, wenn die Anlagen errichtet sind und ans Netz gehen. Für die Branche, die derzeit über 1000 Megawatt an installierter Leistung verfügt und bis 2015 eine Verdoppelung anstrebt, sei diese Hau-Ruck-Politik Gift. So sei es auch wenig überraschend, dass es in Österreich keine ausländischen Betreiber von Windparks gibt.

WEB Windkraft sucht Geld

Umgekehrt sind österreichische Windanlagenbetreiber sehr wohl auch im Ausland unterwegs. Dazu zählt etwa die WEB Windkraft AG, größter unabhängiger Betreiber von Windkraftanlagen in Österreich. Das Unternehmen aus Pfaffenschlag im Waldviertel (NÖ) will mit dem Geld aus einer noch bis Anfang Dezember laufenden Kapitalerhöhung und einer parallel aufgelegten Unternehmensanleihe Geld für die weitere Expansion holen. "Heuer haben wir knapp 20 Mio. Euro investiert, 2011 planen wir in etwa auch so viel", sagte Vorstandsvorsitzender Andreas Dangl.

Grund für das Engagement im Ausland, das inzwischen Projekte in Deutschland, Tschechien, Frankreich und Italien umfasst, sei der Stillstand in Österreich ab 2006 gewesen. Dangl: "Jetzt sind wir dafür breiter aufgestellt, und das ist auch kein Nachteil." (Günther Strobl, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 12.10.2010)