Der Retro-Schneeleopard. Schön und liebesbedürftig.

Foto: Hersteller
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Ein echtes Winterfgefährt ist der Schneeleopard, der auf der Ranger basiert.

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Sogar ein Ersatzreifen ist mit dabei – und ein Benzinkanister.

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Gestern hat unser ganz lieber Freund Michi die Reißerische und mich zum Wirten eingeladen. Irgendwann zwischen der dritten und vierten Vorspeise wechselt der auf einmal das Thema. Gerade haben wir noch über Philosophen gesprochen, ihre unterschiedlichen Ansätze und wer von ihnen denn nun Homer Simpson und Mister Burns am besten charakterisiert hat, als der Michi ohne blinken abbiegt und fragt: "Wenn du dir ein Auto wünschen könntest, welches wäre es?"

Na mehr hat die Reißerische nicht gebraucht. Die hat gleich aus dem Stand erklärt, dass das mit den Autos wie mit den Motorrädern ist. "Unter fünfe findst kein Auslangen." Sie hebt irgendwo beim Veyron an, handelt sich über 911er und Lambos runter, bis sie nach Sekunden bemerkt, dass mit fünf Autos noch nicht einmal ein Anfang gemacht ist.

Bugatti und Lada

Der Michi ist ähnlich bescheiden. "Ich tät mir auch einen Veyron nehmen, eine Spritztour damit machen, ihn verkaufen und um das Geld zehn geile Autos kaufen." Ich hab dann ein wenig zu Bodenständigkeit aufgerufen. Die Reißerische hat das nicht beeindruckt, die hat im Geiste gerade einen Bugatti durch die Toskana getreten. Aber der Michi ist drauf angesprungen und hat auf einmal von einem alten Lada Taiga zu schwärmen angefangen.

Da lief dann auch mein Kopfkino an. Wenn der Michi mit dem Lada wütet, dann brenn ich ihn mit einer Ural her. Die ist zwar kein Auto, aber Motorrad sei es auch keines, habe ich schon husten gehört. Ich seh das ganz anders. Das ist sogar Motorrad pur, finde ich. So dick wie Sirup, so pur wie naturtrüber Apfelsaft und so stark wie Wodka. Himmel, die aktuelle Schneeleopard.

Aber sagen kann ich das da am Tisch jetzt nicht. Der Michi würde mich aufziehen, weil ich Auto und Motorrad nicht auseinanderkenne, und die Reißerische tat sofort vom Fell der Miezekatze zu schwärmen beginnen und wie lieb die schaut, und dann würde sie sagen: "Ich will einen Schneeleoparden".

Schneeleopard!

Ich will auch einen Schneeleoparden. Eine weiße Ural mit Stützrad! Fünf Stück kommen als "Retro" nach Europa. Im Unterschied zur normalen Ural Retro sind die Sitze und das Beiwagenverdeck dort grau, der Beiwagen hat einen Packlträger, einen Benzinkanister, ein Windschild, Sturzbügel und einen zusätzlichen Scheinwerfer. Sonst ist alles ganz Retro: 750 Kubikzentimeter großer Boxer mit 39 PS und 52 Newtonmeter bei 4000 Umdrehungen, 350 Kilogramm schwer, 100 km/h schnell, vier Vorwärts- und ein Rückwärtsgang. "Ein Schönwetter-Gespann, ideal zum Herzeigen, Pflegen und Lieben", meint Hari Schwaighofer von der Ural Motorcycles GmbH.

Mir wäre eh der Schneeleopard auf Basis der Ural Ranger lieber. Von der kommen rund zwanzig Stück nach Europa. Die hat den gleichen Boxermotor, ist aber in der Schneeleo-Version ein voll ausgestattetes Winterfahrzeug. Winterreifen und ein Reserverad mit Spikes oder Stollenreifen – ganz wie man will. Heizgriffe, Windschild, Sturzbügel, Spaten, Reservekanister – da ist einfach alles drauf, um einen Lada Taiga, wo auch immer, in Grund und Boden zu stampfen.

Weiß ist sie halt

Der Schneeleopard auf Basis der Ranger "wird sich auch besser verkaufen", ist sich Hari Schwaighofer sicher. Der Preis wird das Argument aber nicht sein. Beide kosten 14.500 Euro. Dafür bekommt man aber nicht nur eine Limited Edition einer Ural, sondern natürlich ist jede einzelne Maschine von Hari Schwaighofer schon komplett überarbeitet und so zusammengebaut, dass sie auch hält, was man sich von ihr verspricht. Trotzdem gibt Hari Schwaighofer gleich zu bedenken: "Weiß ist halt eine undankbare Farbe. Da findest du beim Putzen immer wieder was."

Aber ich will ja nicht die Ural putzen, sondern den Lada Taiga. Der Michi ist aber inzwischen schon beim Pinzgauer, die Reißerische hat gerade metaphorisch die fünfte Million für weitere 600 PS ausgegeben. Was soll‘s. Ich müsste eh die Garage zusammenräumen, um eine Ural mit Beiwagen überhaupt unterbringen zu können.