Berlin - Im Kampf gegen die Tuberkulose beobachten Mediziner eine dramatische Zunahme widerstandsfähiger Keime. In manchen Regionen der früheren Sowjetunion gehe bereits mehr als jeder vierte neue Tuberkulosefall auf das Konto multiresistenter Bakterien. Das zeigt ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der am Donnerstag auf der Weltkonferenz zur Lungengesundheit in Berlin veröffentlicht wurde.

Insgesamt gab es im Jahr 2009 dem Bericht zufolge rund 1,7 Millionen tödliche Tuberkulosefälle. Dennoch zeige der Kampf gegen die Infektionskrankheit langsam, aber stetig auch Erfolg, betont die WHO in ihrem Welttuberkulosebericht. So sank die Verbreitung der akuten Tuberkulose (TB) in den vergangenen beiden Jahrzehnten um 20 Prozent: Erkrankten 1990 im weltweiten Mittel noch etwa 250 von 100.000 Menschen, waren es 2009 rund 200. Die Häufigkeit von Tuberkulose-Todesfällen sank im selben Zeitraum sogar um 35 Prozent: 1990 starben 30 von 100 000 Menschen an der Infektionskrankheit, 2009 etwa 20.

Die WHO und ihre Partner haben sich zum Ziel gesetzt, die Erkrankungshäufigkeit sowie die Todesrate der Tuberkulose von 1990 bis 2015 zu halbieren. Zumindest bei der Todesrate sei dieses Ziel in Reichweite, heißt es in dem Report.

Gefahr

Bedenklich sei die hohe Zahl der multiresistenten TB-Fälle (Multidrug-resistant tuberculosis; MDR-TB), bei denen gängige Medikamente nicht mehr anschlagen. Die Behandlung der MDR-TB ist deutlich aufwendiger und teurer als die der normalen Tuberkulose. "Wir gehen davon aus, dass im Verlauf der kommenden Jahrzehnte die alten Medikamente zu einem immer höheren Grade nicht mehr wirksam sein werden", warnte der Tropenmediziner Kai Braker von der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen".

Hintergrund

Schätzungen der WHO zufolge wurden 2009 nur zwölf Prozent der resistenten TB-Fälle erkannt. Schuld daran sei vor allem der Mangel an Laboren in den betroffenen Ländern. Tuberkulose tritt heute vor allem in Kriegs- und Krisenregionen sowie Ländern mit einer schlechten medizinischen Versorgung auf. Am meisten sind Staaten südlich der Sahara und in Südostasien betroffen.

Die Lungenkrankheit wird durch stäbchenförmige Bakterien ausgelöst und kann per Tröpfcheninfektion durch die Luft übertragen werden. Der häufigste Erreger von Tuberkulose-Infektionen beim Menschen ist das Mycobacterium tuberculosis. Symptome der Krankheit sind unter anderem Müdigkeit, Schweißausbrüche, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Fieber, Hüsteln und Atemnot. (APA/red)