Innsbruck - Der Österreichische Verband für Gefäßmedizin ruft die Bevölkerung zur Abklärung des kardiovaskulären Risikos am 20. November 2010 auf. Insgesamt zehn Kliniken von Feldkirch über Wien bis Graz öffnen von 9:00 bis 13:00 Uhr ihre Türen und laden zur ABI-Messung: Der Knöchel-Arm-Index ist einfach zu messen und besonders aussagekräftig, wenn es um die Bestimmung des Herzinfarkt- oder Schlaganfall-Risikos geht. Gustav Fraedrich, Direktor der Uni-Klinik für Gefäßchirurgie und Präsident des Dachverbands für Gefäßmedizin plädiert deshalb sogar für eine verpflichtende Aufnahme des Tests in die Vorsorgeuntersuchungen. 

„Kardiovaskulär" bedeutet ‚das Herz und die Gefäße betreffend‘. Typische kardiovaskuläre Erkrankungen sind Herzinfarkt und Schlaganfall - nach wie vor weltweit wie auch in Österreich die häufigste Todesursache. Etwa die Hälfte aller Menschen verstirbt an den Folgen dieser Erkrankungen, eine große Zahl von Betroffenen verliert dadurch einen wesentlichen Teil ihrer Lebensqualität aufgrund von Invalidität und Pflegebedürftigkeit. In den EU-Ländern werden mehr als 10% des Gesundheitsbudgets für die Behandlung von Herzinfarkten oder Schlaganfällen aufgewendet. Dabei ließen sich durch Nicht-Rauchen, regelmäßige körperliche Aktivität und gesunde Ernährung etwa 80% aller kardiovaskulären Komplikationen verhindern.

Einfacher Test 

„Beim Gefäßtag möchten wir hauptsächlich die so genannte ABI-Messung vorstellen und durchführen, um den Menschen zu zeigen, wie einfach sie ihr kardiovaskuläres Risiko ermitteln können", so Fraedrich von der Universitätsklinik für Gefäßchirurgie Innsbruck. ABI steht für Ankle-Brachial Index, zu Deutsch auch: Knöchel-Arm-Index. Dabei werden wird der systolische Blutdruck am Knöchel mit dem Blutdruck am Arm verglichen. Ziel ist es, neben einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit auch das kardiovaskuläre Risiko zu erkennen sowie deren Ausprägung und Schweregrad zu beurteilen. Durch eine ABI-Messung lässt sich mit hoher Zuverlässigkeit abklären, ob ein/e PatientIn unter einer solchen Erkrankung leidet oder nicht.

Index zwischen 0,9 und 1,3 normal

Bei einem gesunden Menschen bestehen zwischen dem systolischen Blutdruck im Arm und jenem im Bein bzw. im Knöchelbereich kaum Unterschiede. Dementsprechend gilt ein Knöchel-Arm-Index zwischen 0,9 und 1,3 als normal und lässt eine Erkrankung ausschließen. Werte unter 0,9 deuten darauf hin, dass ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko vorliegt, auch dann, wenn bei den Betroffenen noch keine Symptome einer Verschlusserkrankung aufgetreten sind. Werte über 1,3 lassen auf Diabetes schließen. „Das bedeutet, dass wir eigentlich ohne Ultraschalluntersuchung, Belastungsmessung - nur mit einer simplen Blutdruckmessung - Risikopersonen identifizieren können", informiert Prof. Fraedrich zum Vorteil dieser Untersuchung. Pro Senkung des ABI um 0,1 steigt das 5-Jahresrisiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung um 10% - „also ein vier bis achtfach erhöhtes Schlaganfall- oder Herzinfarktrisiko."

Screening mittels ABI-Messung

„Unser Ziel ist es, dass diese einfache Messung als verpflichtender Teil in die Vorsorgeuntersuchung für Menschen ab dem 69. Lebensjahr, für Menschen ab 50 mit einem Risikoprofil eingeführt wird. Sie sollte die erste Untersuchung vor allen anderen, kostspieligeren Untersuchungen wie Ultraschall, EKG oder Computertomographie sein," erklärt Fraedrich. Zum Risikoprofil zählen unter anderem Rauchen, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), starkes Übergewicht, Hypertonie (Bluthochdruck) oder erhöhte Cholesterinwerte.

Bewusstseinsförderung 

In Österreich liegt die Herzinfarktsterblichkeit bei 33.000 pro Jahr, in Tirol bei 2.200 jährlich. Am Schlaganfall oder an seinen Folgen sterben rund 20.000 Menschen jährlich. (Quelle: Statistik Austria 2009). Die Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen sind gut erforscht: Zu den nicht modifizierbaren Faktoren zählen Alter, männliches Geschlecht, familiäre Belastung. Beeinflussbare Risikofaktoren sind Rauchen, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, erhöhter Blutdruck, bauchbetontes Übergewicht, Diabetes, körperliche Inaktivität, falsche Ernährung und psychosozialer Stress", erklärt der Gefäßchirurg Fraedrich. „Allerdings sind etwa 90% der kardiovaskulären Erkrankungen auf beeinflussbare Faktoren zurückzuführen - das heißt: Jeder kann vorbeugen. (red)