Foto: Christian Fischer

Der Wiedererkennungswert ist auch innen hoch - kein Zweifel, man sitzt eindeutig in einem Mini.

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Mini

Grafik: DER STANDARD

Wenn öffentliche Aufmerksamkeit ein Maßstab für Markterfolg ist, dann wird der Countryman ein Renner. Wie alle anderen Baureihen der trendigen, aber sauteuren BMW-Kleinwagenmarke bisher. Dieses Auto wollen einfach alle, Männlein, Weiblein, Alt und Jung, Dick und Dünn. 4,10 Meter Mini, mehr geht nicht, jedenfalls derzeit nicht (Mini hat bekanntlich einen Van in der Pipeline). Zur grundsätzlichen Begehrlichkeit kommt in Österreich eine spezielle hinzu, der Countryman wird schließlich bei Magna in Graz gebaut.

Weil der Wagen zur Kategorie SUV zählt, wuchs er für einen Mini gehörig in die Höhe, auf 1,56 m. Das ist für die Insassen zwar fein, führte aber beim Fahrwerk zu Kompromissen. Wobei ergänzend gesagt sei, dass der Standard das Vergnügen hatte, die maximale Selbstzünder-Version zu testen: Mini Cooper D ALL4 Countryman.

Diesel und Allrad: Das schlägt naturgemäß auf die Hüften, 1380 kg Leergewicht, auch das eine neue Dimension bei Mini. Allrad: permanent. Ein direkt am Hinterachsgetriebe angeordnetes elektromagnetisches Mitteldifferenzial regelt stufenlos, was an Kraft gerade vorn oder hinten ankommen soll. Stufenlos heißt: Ausgangssituation Frontantrieb, und dann werden, wir lassen's kurz schneien und gatschen, bis zu 50 Prozent des Antriebsmoments nach hinten geleitet, und wenn wir's jetzt auch noch eisen lassen, in Extremsituationen also, bis zu 100 Prozent. All das ist fein, aber der Fronttriebler wiegt 70 kg weniger.

Mehr Mini geht (derzeit) nicht: Der Countryman schafft das Kunststück, stilistisch als Mini glaubhaft zu wirken, halbwegs Raumangebot bereitzustellen und ins modische SUV-Segment vorzustoßen. Beim Fahrwerk wirken andere Minis allerdings souveräner.
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Damit sind wir beim Motor. Erster Diesel für Mini aus firmeneigenem Anbau, aus Steyr. Man konnte sich darauf freuen, BMW-Diesel sind schließlich bekannt und beliebt für ihre typische Kombination aus Spritzig- und Sparsamkeit. Die 1,6-Liter-Maschine gibt's mit 90 und 112 PS. Und weil maximal, waren bei uns 112 an Bord (den 90-PSler gibt's nicht mit Allrad), dazu ward ein Drehmoment von 270 Nm gereicht. Damit kommt man in der Stadt ganz gut voran. Überland, auch auf der Autobahn, wirkt das Aggregat aber eher bemüht, und knapp sieben Liter Testverbrauch sind zwar passabel, aber auch nicht rekordverdächtig. Und das Fahrwerk ist zwar knackig, neigt aber leider auf manchem Untergrund etwas zum Poltern, auch ohne dass da wo eine Hochzeit anstünde. An die Gokart-Souveränität anderer Minis kommt der Countryman nicht ran.

Im Kapitel Praxis- und Alltagsnutzen haben wir dankbar notiert: endlich vier Türen zum Einsteigen. Und halbwegs Platz für den üblichen Krempel: Sportsachen, Taschen für den Wochenendausflug und so. 350 bis 1170 Liter fasst der Kofferraum – das liegt etwa auf Augenhöhe mit einem Allrad-VW-Golf (4motion): 275 bis 1230, der Golf ist allerdings zehn Zentimeter länger. Ausreichend Platz also im Countryman. Und parken geht einfacher als mit jedem Golf. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/12.11.2010)