"Southern Bound Comfort" und der "Faun" sind über das choreografische Wirken von Sidi Larbi Cherkaoui miteinander verbunden

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Mit einer Langen Nacht des Tanzes unter dem Titel Sadler's Wells presents steht sie nun tatsächlich, die Achse London / St. Pölten. Jedenfalls was das Tanzhaus der Themse-Metropole und das Festspielhaus der niederösterreichischen Landeshauptstadt betrifft.

Das Sadler's Wells im Londoner Bezirk Islington hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, die im Jahr 1683 mit der Errichtung seines ersten Gebäudes, einem "Musick House" begann. Heute steht bereits das sechste Theater an dieser Stelle, ein 1998 nach Abriss des Vorgängerbaus ganz neu errichtetes Haus (Kosten: 54 Millionen Pfund), das nun unter der Leitung von Alistair Spalding auf die englische Form des zeitgenössischen Tanzes ausgerichtet ist. 

Aus dem "Musick House" wurde im 18. Jahrhundert ein Theater, später eine Rollschuhbahn, eine Boxkampfarena, dann eine Music Hall und ein Kino. In den 1920ern kehrte das Ballett ins Sadler's Wells ein, und das Theater wurde auch als Opernhaus genutzt. So ist "London's Dance House", wie es sich heute nennt, sicherlich jenes mit der originellsten "Biografie" unter den europäischen choreografischen Zentren.

Der Komplex des Tanzhauses umfasst ein Haupttheater mit 1500 Sitzen, das kleinere Lilian Baylis Theatre und dazu noch das Peacock Theatre im Londoner West End.

Damit hat sich Festspielhaus-Leiter Joachim Schloemer einen gewichtigen Partner an Land gezogen. Das Sadler's Wells versteht sich als Produktionshaus und als Aufführungsort für Gastspiele, zu dessen Associate Artists namhafte Künstler zählen. 

Die Künstler des Hauses 

Darunter findet sich der aus Kanada stammende Choreograf Russell Maliphant ebenso wie Akram Khan oder Jasmin Verdimon, Sidi Larbi Cherkaoui, Wayne McGregor und Hofesh Shechter. 

Cherkaoui ist zurzeit auch Artist in Residence im Festspielhaus St. Pölten, das sich als Koproduktionspartner von Sadler's Wells engagiert - etwa für das Stück Babel (Words) des Flamen, das vor kurzem bei Schloemer zu sehen war. Das Festspielhaus will auch auf der Vermittlungsebene mit den Engländern zusammenarbeiten. Insgesamt eine Verbindung, die längerfristig funktionieren soll.

Sadler's Wells presents ist ein Inaugurationsakt dafür und ein Zeichen der Gastfreundschaft für den britischen Gegenwartstanz. (Helmut Ploebst/DER STANDARD, Printausgabe, 12.11.2010)