Barcelona - Siemens (Healthcare) und der japanische Optik- und Elektronikkonzern Olympus haben das seit Jahren geplante System einer "Kapsel-Endoskopie" - die Kamera wird verschluckt statt mit einer langen Glasfiberoptik in den Magen geschoben - offenbar relativ weit entwickelt. 50 Personen wurden bereits untersucht. Im Vergleich zum herkömmlichen Gastroskop sahen die damit gewonnenen Informationen gut aus, hieß es am Freitag in einer Aussendung von Siemens.

Mit dem System sollen "Magenspiegelungen" für Patienten wesentlich angenehmer werden und eventuell auch die Sedierung mit Beruhigungsmitteln ersparen. Sie schlucken ein Endoskop in Kapselform, 3,1 Zentimeter lang und elf Millimeter dick. Die Kapsel wird dann im Körper des Patienten vom Arzt über ein Magnetsystem zu den gewünschten Stellen gesteuert. Ähnliche Systeme gibt es auch bereits für Herzkatheter.

Drahtlose Übertragung der Bilder

Die Kapsel überträgt hochauflösende Bilder des Mageninneren drahtlos auf ein Bildverarbeitungssystem, mit dem die Ärzte diese sofort betrachten können. Die Ergebnisse einer ersten Machbarkeitsstudie sind im jetzt Fachjournal "Endoscopy" beschrieben. Das System wurde bei der "United European Gastroenterology Week" in Barcelona als Modell in Originalgröße gezeigt.

Der von Siemens und Olympus entwickelte Prototyp eines magnetgesteuerten Kapselendoskops (MGCE - Magnetically Guided Capsule Endoscopy) besteht aus einer Magnetsteuerung, einem Bildverarbeitungs- und Steuerungsinformationssystem und dem Kapsel-Endoskop. Das Magnetsystem und die Steuerung des Joysticks haben Siemens-Forscher mitentwickelt, die Kamera ist von Olympus.

Kapsel per Joystick steuern

So liefen die ersten Tests ab: Die Patienten schluckten die Kapsel mit Wasser und wurden anschließend so positioniert, dass sich Magen samt Kapsel im Zentrum eines Magnetfeldes befanden. Der Magnet erzeugt in Echtzeit variierende Magnetfelder zur Navigation der Kapsel. Mit dem Magnetfeld können Ärzte die Kapsel im Magen ihrer Patienten per Joystick steuern. Die Kameras an beiden Enden der Kapsel übertragen Bilder des Mageninneren per Funk an das Bildverarbeitungssystem, anschließend können die Ärzte die Aufnahmen via Monitor betrachten.

Eine Machbarkeitsstudie am renommierten Institut Arnault Tzanck in Saint Laurent du Var in Frankreich belegte, wie Siemens in einer Aussendung am Freitag feststellte, dass MGCE funktioniere und exakte Ergebnisse bei Magenuntersuchungen liefere: "Insgesamt zeigten sich im Rahmen der Studie bei den mehr als 50 untersuchten Personen insgesamt 30 krankhafte Veränderungen (Läsionen) im Magen. Davon wurden 14 Läsionen sowohl mit der Kapsel als auch mit dem konventionellen Gastroskop entdeckt, zehn nur mit Hilfe der Kapsel und sechs nur mit dem Gastroskop."

93 Prozent der untersuchten Personen hätten die neue Untersuchungsmethode als angenehm empfunden, 89 Prozent fiel das Schlucken der Kapsel leicht. Alle Befragten würden künftig eine Untersuchung mit der magnetgesteuerten Kapsel einer klassischen Gastroskopie vorziehen, hieß es. (APA)