Washington - Oft kommt zum Schaden die Schadenfreude. Barack Obama, im eigenen Land als Verlierer des G-20-Gipfels geschmäht, bekommt es gerade schmerzlich zu spüren. "Auf der Weltbühne abgelehnt", schrieb am Freitag die New York Times. "USA verlieren an Einfluss", titelte das Wall Street Journal und zeichnete das Bild eines Präsidenten, der dem Gipfel-Zielband entgegenhumpelt, gezeichnet von Blessuren, die er in Seoul erlitt.
Es ist ein Moment der Ernüchterung. Nach der derben Schlappe bei den Kongresswahlen kehrt Obama nun mit fast leeren Händen aus Asien zurück. China widerstand dem Druck, seine Währung aufzuwerten und seine Exporte somit teurer zu machen. Deutschland wehrte sich mit Erfolg dagegen, Handelsüberschüsse zu begrenzen. Großbritannien will eisern sparen und stellte sich dezidiert gegen Obamas Ansatz, kurzfristig höhere Schulden in Kauf zu nehmen, um das Wachstum anzukurbeln. Und zu Hause wird der Chor der Kritiker täglich lauter. Auch Alan Greenspan, von 1987 bis 2006 Chef der Notenbank Fed, geht auf Distanz. Ihm missfällt der Plan seines Nachfolgers Ben Bernanke, der Anleihen im Wert von 600 Mrd. Dollar zurückkaufen will, um billiges Geld unter die Leute zu bringen. Damit verfolge man "eine Politik der Währungsschwächung", ähnlich wie die Chinesen, tadelt er. (fh, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.11.2010)