Tanger - Angesichts der weiterhin stockenden Nahostgespräche hat der palästinensische Chefunterhändler Sajeb Erakat erneut die Möglichkeit einer einseitigen Ausrufung eines Palästinenserstaates ins Spiel gebracht. "Wenn die Vereinigten Staaten Israel nicht dazu bringen, den Siedlungsbau im Lauf des Monats einzustellen, werden wir im nächsten Schritt von den USA die Anerkennung Palästinas in den Grenzen von 1967 verlangen", sagte Erakat am Freitag in der nordmarokkanischen Stadt Tanger. Die Palästinenser seien auch bereit, sich mit dieser Forderung an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu wenden, fügte er hinzu.

Direkter Appell Erakats an Obama

Erakat, der in Tanger an einer Konferenz zum Friedensprozess teilnahm, richtete vor den Teilnehmern einen direkten Appell an US-Präsident Barack Obama und dessen Außenministerin Hillary Clinton. Die US-Regierung habe versprochen, diejenige Seite, die "das Vertrauen bricht" und damit "den Friedensprozess zerstört", auch dafür verantwortlich zu machen. Die Siedlungspolitik Israels sei ein Vertrauensbruch, den die USA als solchen benennen sollten, sagte Erakat. An Israel gewandt fügte er hinzu, dessen Regierungschef Benjamin Netanyahu habe "zwei Möglichkeiten, den Frieden oder den Siedlungsbau".

Die direkten israelisch-palästinensischen Friedensgespräche waren kurz nach ihrem Beginn am 2. September wieder unterbrochen worden, weil Israel sich weigerte, einen Baustopp für Siedlungen im israelisch besetzten Westjordanland zu verlängern. Nach Bekanntwerden neuer Pläne für den Bau vom 1.300 Wohnungen in Ost-Jerusalem kündigte Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas am Mittwoch an, den UN-Sicherheitsrat einschalten zu wollen. Am Donnerstag endete ein mehr als siebenstündiges Gespräch zwischen Clinton und Netanyahu in New York ohne konkrete Ergebnisse. (APA/AFP)