Auf der nach oben offenen Verhaberungsskala ist Österreich Weltklasse. Die Coaching-Weisheiten der Erfolgsgurus ("Bauen Sie Ihre persönlichen Netzwerke auf!") haben wir nicht gebraucht, weil uns einige Jahrhunderte (noch andauernder) Obrigkeitsstaat gelehrt haben, irgendwie durchzukommen.
Eine Tragikomödie angewandten Netzwerkertums konnten wir nun im ORF beobachten: Elmar Oberhauser war der Präsident der "Österreichischen Akademie der Netzwerker". Sein Arbeitstag bestand bis tief in die Nacht aus kulinariengestütztem Networking. Das kann man als Arbeit zur Schaffung von Informationszugängen des Informationsdirektors betrachten. Dass Oberhauser wütend reagierte, wenn die Politik (zuerst die ÖVP, dann die SPÖ) das ihm unterstellte obere "middle management" bestimmen wollte, hat vielleicht mehr mit seinem Selbstbild zu tun, erzeugte jedoch im Effekt eine halbwegs unabhängige ORF-Information. Jetzt ist Oberhauser aber ein Opfer einer Art eigener Vernetzungshybris geworden. Er stellte seinen Generaldirektor öffentlich als SPÖ-Knecht hin. Ein Direktor eines österreichrelevanten Unternehmens kann seinen Generaldirektor nicht ohne Folgen so desavouieren. Und Alexander Wrabetz war besser vernetzt.
Allerdings darf es der Generaldirektor gar nicht so weit kommen lassen, dass er eine solche Gewaltaktion setzen muss. Das schlägt auch auf ihn zurück. (Hans Rauscher, DER STANDARD; Printausgabe, 13./14.11.2010)