Wien - Abspecken um 1,5 Milliarden Euro genügt nicht, um den Bahnausbau in budget-konforme Dosen zu portionieren. Um den Koralmtunnelbau durch die finanziell ächzende Staatsbahn zu ermöglichen, muss Verkehrsministerin Doris Bures der mit jährlich sieben Milliarden Euro an Zuschüssen, Haftungen und Pensionszahlungen alimentierten ÖBB zusätzlich unter die Arme greifen.

Sie setzt sogar die 2007 kreierte Formel, wonach 30 Prozent der Annuitäten (Zins- und Kapitalrückzahlungen) die ÖBB leisten muss (70 Prozent der Bund), außer Kraft. Beim Koralmtunnel übernimmt der Staat sämtliche Annuitäten und wird auch noch zu den Betriebskosten zuzahlen. Letztere kann die ÖBB nach derzeitiger Verkehrsprognose nämlich nie verdienen.

Außer Kraft gesetzt ist auch die Aussicht, dass die Bahnschulden 2056 abgetragen werden, das dauert jetzt bis 2070. Die ÖBB-Schulden werden bis 2026 auf 26 Mrd. Euro steigen, jene der Asfinag bis 2019 auf 14 Mrd. Euro. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.11.2010)