Wien - Im Zusammenhang mit der Errichtung des neuen Besucherzentrums bei der KZ-Gedenkstätte Mauthausen wurde das Gelände auch vom Bundesdenkmalamt (BDA) archäologisch untersucht. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden letzten Mittwoch im Innenministerium präsentiert bzw. übergeben. Neben neuen Erkenntnissen über die Struktur der gesamten Anlage etwa durch die Freilegung von Kellerräumen brachten die Grabungen auch über 1.000 Objekte aus dem Lagerbetrieb zu Tage.

Es handelt sich dabei um Geschirr, Werkzeuge, Waffenteile und militärische Objekte. So wurden aus dem ersten Weltkrieg stammende Helme mit einer später aufgelöteten Spitze gefunden, die von den KZ-Kapos getragen wurden. Das Porzellangeschirr weist die Markennamen der Firmen (u.a. Saxonia, Bauscher-Weiden) auf, die für die Nationalsozialisten arbeiteten. Auf einem Teller der Marke Rosenthal findet sich neben einem Hakenkreuz auch der Text "Modell des Amts. Schönheit der Arbeit".

Präsentation geplant

Christa Farka, Leiterin der BDA-Abteilung für Bodendenkmäler übergab Innenminister Ernst Strasser die bereits restaurierten Objekte der erst im März abgeschlossenen Grabungen, der Rest der Fundstücke wird noch aufgearbeitet. Ein Teil der Fundstücke soll im neuen Besucherzentrum, das am 11. Mai im Rahmen der diesjährigen Befreiungsfeiern eröffnet wird, präsentiert werden.

Strasser bezeichnete die Neukonzeption der Gedenkstätte samt Besucherzentrum als eines der Projekte, die ihm persönlich am wichtigsten seien. Im Bewusstsein der nachfolgenden Generationen solle dieser schreckliche Abschnitt der Geschichte als einer verankert werden, der sich nicht wiederholen dürfe. In vier Jahren seien für diesen Bereich 5,81 Mio. Euro bereitgestellt worden.

Wissensvermittlung

Zu der Reforminitiative KZ-Gedenkstätte Mauthausen gehört u.a. die Einrichtung eines Archivs und einer Bibliothek, von Seminar-, Medien- und Filmvorführungs-Räumen, eines Bookshops und eines einfachen gastronomischen Betriebs im Besucherzentrum. Eine vierteilige Ausstellung informiert u.a. mit Interviews von Überlebenden über die Geschichte des KZs und der Gedenkstätte. Neu gestaltet wurde außerdem der Internet-Auftritt, wo auch über Forschungsergebnisse und Projekte wie die "Häftlingsdatenbank" oder das "Zeitzeugen- und Zeitzeuginnenprojekt" informiert wird.

Das Konzentrationslager ist im Sommer 1938 auf dem Gelände der Granitsteinbrüche bei Mauthausen eingerichtet worden. Bis 1945 wurden dort und in den rund 50 "Nebenlagern" mehr als 200.000 Menschen gefangen gehalten, die Hälfte davon wurden ermordet oder starben auf Grund der unmenschlichen Haftbedingungen. Anfang Mai 1945 wurde das KZ von den amerikanischen Truppen befreit. In der Folge wurde das Areal samt den noch vorhandenen Baulichkeiten zu einer Gedenkstätte. Das neue zweigeschoßige Besucherzentrum wurde unmittelbar an diese Gedenkstätte angrenzend auf eine Weise errichtet, dass der historische Charakter der Gedenkstätte nicht beeinträchtigt wird. (APA)

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