Es war eine vielfach lebensrettende Bestätigung für die Absenkung der Blutalkoholgrenze von 0,8 auf 0,5 Promille im Jahr 1997. Aber dann kam das Jahr 2002, Tote durch Alkoholunfälle nahmen wieder zu, und zwar gleich um ein Drittel. Und jetzt in Graz diese fürchterliche Amokfahrt im Rausch: ein Kind tot, ein Mopedfahrer tot. Der Alkolenker ist erst 17, sein Probeführerschein war noch druckfrisch.

Der tragische Unfall zeigt: Wir haben das Problem Alk und Auto nicht gelöst. Und zwar ohne Ausnahme. Selbst wer keinen Tropfen anrührt, ist potenziell immer gefährdet. Fast 100 Menschen sind im Vorjahr ohne eigenes Verschulden der tödlichen Kombination Suff und Gaspedal zum Opfer gefallen.

Gegenmaßnahmen?

Bleibt die Frage: Welche Gegenmaßnahmen können getroffen werden? Eine der möglichen Antworten lautet ganz simpel: Strafen erhöhen. Das ist zwar kein Allheilmittel, aber wenn durch die präventive Wirkung auch nur ein tödlicher Crash vermieden werden kann, hat es sich schon rentiert. Doch seit Jahren tun die verantwortlichen Politiker alles, um Österreich als Billigstland der Sanktionen zu erhalten. Zum Beispiel Geschwindigkeitsüberschreitungen - das ist ein markantes Merkmal für Alkohol am Steuer -: Zwanzig km/h zu schnell wird hierzulande mit 28 Euro geahndet. Lächerlich. In Spanien kostet dasselbe Delikt 110 Euro, in Ungarn 258 Euro.

Es wäre aber unverantwortlich, die Verantwortung nur in Politikerköpfen zu suchen. Die Trennung von Alkohol und Auto beginnt im eigenen Oberstübchen. Wer nach drei Bier eh nur auf dem berühmten Schleichweg nach Hause fährt, ist nicht schlau, sondern gemeingefährlich. (Michael Simoner/DER STANDARD, Printausgabe, 5.5.2003)