Rom - Im Bemühen um die Rettung seines Mitte-Rechts-Kabinetts ist Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi jetzt auch zu einer Erweiterung seiner Koalition bereit. "Die Regierung will weiterhin ihren Verpflichtungen den Wählern gegenüber nachkommen und ist bereit, dies auch mit einer Ausdehnung der Regierungskoalition auf weitere Parteien zu tun", kommentierte Verteidigungsminister Ignazio La Russa, ein Vertrauensmann Berlusconis.

Indiskretionen zufolge könnte Berlusconi Gespräche mit der christdemokratischen UDC führen, um die Regierungsmehrheit abzusichern. Gegen eine Allianz mit der UDC wehrt sich jedoch Berlusconis wichtigster Verbündeter, die rechtspopulistische Regierungspartei Lega Nord. Die Mitte-Rechts-Koalition ist nach Berlusconis Bruch mit dem Präsidenten der Abgeordnetenkammer Gianfranco Fini, der eine eigene Rechtsfraktion FLI (Futuro e Liberta' per l'Italia, Zukunft und Freiheit für Italien) gegründet hat, deutlich geschwächt.

Berlusconi stehen entscheidende Tage bevor. Die Opposition will ihn zum Rücktritt zwingen und reichte gegen ihn am Freitag einen Misstrauensantrag ein. Damit will sie den Premierminister aus dem Amt drängen. Berlusconi verweigert seinen Rücktritt, obwohl auch Fini hartnäckig seine Demission verlangt. Ein Datum für die Misstrauensabstimmung steht noch nicht fest. Dies werden die Fraktionschefs der Abgeordnetenkammer in einer Sitzung festlegen. Der Oppositionspolitiker Antonio Di Pietro appellierte an alle Parteien im Parlament, sich zusammenzuschließen, um die Regierung zu stürzen.

Zugleich will Berlusconis Partei PdL (Popolo della liberta', Volk der Freiheit) im Senat einen Antrag im Sinne der Regierung einreichen, mit dem sie das Parlament auffordert, die Arbeit des Kabinetts nicht zu beeinträchtigen, das noch das Budget für das kommende Jahr verabschieden muss.

Die "Finiani" - vier Fini nahe stehende Regierungsmitglieder - wollen am kommenden Montag das Kabinett verlassen. "Es ist entschieden", sagte Italo Bocchino von der Fini-Fraktion. Berlusconi werde am Montag das Rücktrittsgesuch der vier Kabinettsmitglieder auf seinem Schreibtisch vorfinden; dabei handelt es sich um Europaminister Andrea Ronchi, um Vize-Industrieminister Alfonso Urso sowie um zwei Staatssekretäre. (APA)